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Kein Interesse an Stasi-Aufarbeitung

■ Diskussion des Studentenrats der Humboldt-Uni zu Stasi-Strukturen fand wenig Resonanz/ Thema verfehlt

Mitte. Kurz vor Ende der Veranstaltung platzte einem jungen Mann, der betonte, kein Student der Humboldt- Universität (HUB) zu sein, der Kragen: »Ich bin hier auf einen Sumpf gestoßen, der noch schlimmer ist, als ich es mir vorgestellt habe.« Und mit einem Blick in die spärlich besetzten Reihen des Senatssaals fügte er hinzu: »Wo sind denn die Studenten?« Tatsächlich fand die Veranstaltung des Studentenrats der HUB am Dienstag abend vor nur 100 Personen statt. Dabei ging es um das zentrale Thema, das seit Wochen im Zusammenhang mit dem Rektor Heinrich Fink diskutiert wird: die Stasi- Strukturen an den Hochschulen der Ex-DDR. Geladen waren zwei Vertreter des Bürgerkomitees, die in Berlin die Stasi mitaufgelöst haben: Reinhard Schult und Hans Schwenke, beide Abgeordnete für die Gruppe Neues Forum im Rathaus Schöneberg. Wer jedoch erwartet hatte, die Veranstaltung würde sich den Stasi-Strukturen an der HUB widmen, der wurde enttäuscht. Anstatt konkret zu werden, wurde die überwiegende Zeit allgemein palavert. So appellierte Schwenke an die Universität, »die Festungsmentalität abzulegen, die fälschlicherweise als Solidarität der Linken ausgegeben wird«. Sein Kollege Schult machte in den Auseinandersetzungen der letzten Wochen eine »komische Allianz« aus: Studenten, die das bisher Erreichte verteidigten, DDR-Nostalgiker und schließlich jene hauptamtlichen Stasi-Mitarbeiter an der HUB, die vor ihrer Entlarvung ein Interesse daran hätten, die Glaubwürdigkeit der Stasi-Akten in Zweifel zu ziehen. Bert Flemming — er trat letzte Woche vom Vorsitz der Ehrenkommission der Humboldt zurück — schilderte ansatzweise die Schwierigkeiten dieser Institution, die Stasi- Strukturen aufzudecken. In vielen Fällen sei die Kommission, die nur auf Anruf von außen tätig werde, nicht angerufen worden. Ein Jura- Student dazu: »Die Wirkungen sind größer, wenn man sich an die 'FAZ‘ oder 'WELT‘ wendet als an die Institutionen der Uni.« Aus dem Publikum meldete sich der Historiker Rainer Eckert, der 1972 von der HUB geflogen war. An seinen Schilderungen wurde in Konturen sichtbar, wie weit die Vertuschungversuche an der Uni gediegen sind. Aus seiner damaligen Studentenakte seien mehrere Dokumente verschwunden. Flemming bestätigte, daß in mehreren Fachbereichen ganze Personalakten nicht mehr auffindbar seien. Nur wenige Worte fand der Vertreter des Studentenrates, Sven Vollrath, für das Thema Stasi. Statt dessen monierte er, daß manche westliche Professoren bei Berufungsgesprächen unannehmbare finanzielle Forderungen stellen. Vollrath: »So habe ich mir die Erneuerung nicht vorgestellt.« Sofern die Diskussion am Dienstag ein Spiegelbild der Erneuerung war, sieht es für die HUB allerdings schlecht aus. sev

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