: Gesucht wird ein Ersatzkopf für Lenin
■ Neun Vorschläge, welchen prominenten Kopf man auf das kopflose Friedrichshainer Denkmal setzen könnte
Berlin. Da haben wir den Salat. Das hätte man sich denken können, daß sich Wladimir Iljitsch Uljanow nicht einfach so abräumen läßt. Aber nun, da der Kopf schon mal ab ist, hat der Senat die Chance, den Rest neu zu beplanen, um im Sinne der behutsamen Stadterneuerung die Gunst der Stunde zu nutzen und dem Genossen Lenin den passenden Kopf aufzusetzen. Aber welchen?
Vorschlag Nr. 1: Wladimir Schalk-Golodkowski. Der Mann hat ja nun wirklich seine ganze Kraft für das Überleben der DDR eingesetzt. Ohne ihn wäre der realexistierende Sozialismus schon vor zehn Jahren gescheitert. Zudem war er hochrangiges Mitglied in Lenins Schwesterpartei. Mit ihm müßten sich sowohl die umwohnenden DDR-Nachtrauerklöße identifizieren können wie auch die konservative Riege, die den Abriß Lenins fordert.
Vorschlag Nr. 2: Antonio Iljitsch Samaranch. Den IOC-Präsidenten auf den Schild zu heben, ist wahrscheinlich die einzige Chance für die Stadt, die Olympischen Spiele doch noch zu bekommen.
Vorschlag Nr. 3: Lenin Egon Balder. Zu seinen Füßen das Cin-Cin- Ballett in Lebensgröße und Echtfarbenplastik.
Vorschlag Nr. 4: Edzard Uljanow. Da, wo jetzt noch die Reste der roten Fahne aufragen, könnte man den Mercedesstern befestigen. Im Gegenzug verzichtet Daimler auf ein Hochhaus am Potsdamer Platz.
Vorschlag Nr. 5: Konrad Iljitsch Adenauer. Zum Dank dafür, daß er uns 40 Jahre lang die Zonis vom Hals gehalten hat.
Vorschlag Nr. 6: Josef Hassemer. Dieses Denkmal hätte den optimalen städtebaulichen Effekt. Denn es brächte ihm soviel Ruhm und Ehre, daß man zum Ausgleich das Stadtforum abschaffen könnte, was einer Menge Leute ungeheuer viel Zeit und Energie ersparen würde, die sie dann nutzen könnten, die chaotische Stadtentwicklungspolitik von Väterchen Senator zu kritisieren.
Vorschlag Nr. 7: Wladimir Möllemann. Es würde ihn so glücklich machen.
Vorschlag Nr. 8: Wolf B. Uljanow. Mit einer mahnenden Tafel zu Füßen, worin der Meister den Zonis erklärt, was sie für Arschlöcher sind. Könnte aber als Provokation mißverstanden werden.
Vorschlag Nr. 9: Birgit Lenin Breuel. Die Ideallösung. Damit hätten die Zonis die Erinnerung an ihre geliebte Knute wieder, die sie so offensichtlich brauchen, und der Quotierung im Stadtbild wäre auch Genüge getan. E. Dschugaschwili Schweitzer
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