: „Wer wird die US-Autos dann kaufen?“
USA und Japan unterzeichnen Grundsatzerklärung über „globale Partnerschaft“ und vereinbaren höhere US-Einfuhren nach Japan/ 48.000 US-Autos pro Jahr mehr werden nach Japan verschifft ■ Aus Tokio Georg Blume
Erleichtert verließen die Gäste am späten Donnerstag abend das kaiserliche Bankett in Tokio zu Ehren von George Bush. Diesmal hatte der US- amerikanische Präsident durchgehalten. Nach dem Wirbel um den grippalen Schwächeanfall von George Bush am Mittwoch nahmen die US-japanischen Regierungsgespräche schon gestern nachmittag wieder ihren normalen Lauf.
Während einer abschließenden Pressekonferenz legten Bush und der japanische Regierungschef Kiichi Miyazawa die Ergebnisse ihrer zweitägigen Verhandlungen vor: Mit einer „Tokioter Erklärung“ bekräftigten die beiden führenden Weltwirtschaftsmächte ihren Willen zu einer „globalen Partnerschaft“, die sowohl sicherheits- wie handelspolitische Zusammenarbeit beinhalten soll. Sinn und Zweck der Erklärung war es, 50 Jahre nach dem Beginn eines „schmerzvollen Krieges“ die Grundfesten des US-japanischen Verhältnisses zu erneuern. So wird hier auch der Sicherheitsvertrag von 1960 als „Basis für stabile Beziehungen“ fortgeschrieben.
Die allgemeinen Freundschaftsbekundungen beider Seiten verschwanden freilich unter der langen Liste regulativer Handelsmaßnahmen, die Bush und Miyazawa gestern im Rahmen eines „Aktionsplanes“ ankündigten. Darin wird nun sogar die Zahl der Autos festgelegt, die Japan künftig aus den USA importieren soll, nämlich 48.000 mehr als bisher. In den ersten elf Monaten von 1991 wurden nur 28.000 US-Autos in Japan verkauft, während Japan 1,58 Millionen Wagen in die USA exportierte.
Der Aktionsplan legt weiter fest, daß die japanischen Importe aus den USA insgesamt bis 1993 um 10 Mrd. Dollar steigen sollen. Damit erhoffen sich beide Seiten eine Verringerung des US-amerikanischen Handelsdefizits mit Japan, das sich 1990 auf 41 Mrd. Dollar belief.
Einzelne Maßnahmen, wie Unterstützungskredite für japanische Importaufträge, großzügige Versicherungsbedingungen für japanische Importe und die Verringerung der japanischen Auflagen für importierte Autos runden das Bild des Aktionsplanes ab. Doch begleiteten zahlreiche Bedenken, vor allem auf der japanische Seite, die Beschlußfassung der Regierungen.
„Es ist einfach, 20.000 Autos aus den USA nach Japan zu transportieren,“ warnte Nissan-Chef Takashi Ishihara, „aber wer wird dann die Autos kaufen?“ Nach der Vereinbarung mit Washington sollen Nissan und die anderen japanischen Autohersteller für den Verkauf der US- Modelle verantwortlich sein. Doch sie alle wiesen schon gestern darauf hin, daß es für sie allein unmöglich sei, diese Verantwortung zu übernehmen. „Der Erfolg der Operation,“ kommentierte ein Honda- Sprecher, „hängt von der Bereitschaft der US-Autoindustrie zur Zusammenarbeit mit uns ab.“
Für George Bush freilich sind die Tokioter Verhandlungsergebnisse schon heute ein Erfolg, der „durch steigenden Handel mehr Arbeitsplätze schafft“ (Bush). Bush war in Japan als Wahlkämpfer angetreten, um „neue Märkte, neue Jobs und neue Möglichkeiten für amerikanische Arbeiter“ zu erstreiten. Premierminister Kiichi Miyazawa lenkte gestern ein, indem er festhielt, daß „die USA ein stabiler Führer in der Welt bleiben müssen“. In den japanischen Regierungs- und Wirtschaftskreisen gilt George Bush weiterhin als der beste denkbare Partner im Weißen Haus.
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