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Buch, Holzschneider, Ausstellung

■ Christian Thanhäuser, Jahrgang 1956, Holzschnitt-Künstler und Buchillustrator

Er sei »von Anfang an Schulverweigerer gewesen«, erzählt der 35jährige Christian Thanhäuser. Geboren wurde er in Linz/Oberösterreich; seit etwa 15 Jahren beschäftigt er sich schwerpunktmäßig mit Holzschnitten. Angefangen hat der Autodidakt mit Ölmalerei. Die entwickelte sich »immer mehr zum Hell-Dunkel-Kontrast« — zusammen mit seiner Begeisterung für Holz als Material führte das sozusagen unvermeidlich zum Holzschnitt. Er hat viele Bücher illustriert; darunter auch eins mit phantastischen Gedichten, das leider vergriffen ist. Immerhin sind sämtliche Bücher in der bis 21.Februar laufenden Ausstellung zu sehen.

H. C. Artmann hat er gelesen, seit er 17 oder 18 war; er ist zu Lesungen gepilgert, mitunter sogar zu Fuß, »wenn's sein mußte«. Er hat sich ihn »lange nicht anreden getraut«, denn der Hatzee war für ihn der unerreichbare große Meister. Vor acht Jahren faßte sich Thanhäuser ein Herz und lud den Poeten in seinen Wohnort Ottensheim/Donau, zehn Kilometer von Linz entfernt, zur Lesung ein. Aus dieser Begegnung entwickelten sich Freundschaft und Zusammenarbeit. Ein zweites Buch ist geplant, es wird — wenn alles gutgeht — am 20.Februar im Rahmen der Berliner Thanhäuser-Ausstellung (siehe unten) präsentiert. Die Ausstellung, »Holzarbeiten und Buchillustrationen«, zeigt unter anderem die Originale aller 14 Holzschnitt-Illustrationen aus dem hier vorgestellten Artmann-Buch. Auch unveröffentlichte Illustrationen sind zu sehen, ebenso die Bilder des oben erwähnten vergriffenen Gedichtbandes. Auch farbige Thanhäuser-Holzschnitte zeigt die Galerie »Atelier-Handpresse«.

Um den Salzburger Otto-Müller-Verlag übrigens möchte man sich Sorgen machen: Er bringt nicht nur das Artmann-/Thanhäuser-Buch heraus, was allein schon ein verlegerisches Risiko darstellt. Er ist auch noch so leserfreundlich, dieses wunderschöne Buchkunstwerk für DM 25,80 zu verschleudern. Und das bei einem Buch, das nicht nur eine bizarr altertümelnde Geschichte erzählt, eine Art humoristische Zauber- und Geister-Moritat; es ist auch noch handgesetzt in einer seltsam konturenschwachen, wunderschönen Frakturschrift (siehe Faksimile). Und: es hat Holzschnitte, die sich mit der Ästhetik zeitgenössischer Comics berühren — und die, sehr selten bei dieser Technik, gar nicht plump-kartoffeldruckmäßig, sondern fein, subtil, zauberhaft aussehen. kno

H. C. Artmann: Von einem Husaren, der seine guldine Uhr in einem Teich oder Weiher verloren, sie aber nachhero nicht wiedergefunden hat. Illustriert & gedruckt von Christian Thanhäuser.

Andere Artmann-Bücher, allerdings in vergleichsweise »normaler« Ausstattung, sind massenhaft im Handel, auch als Taschenbücher.

Ausstellung »Christian Thanhäuser: Holzarbeiten und Buchillustrationen«, Atelier-Handpresse Hugo Hoffmann, Neuenburger Straße 17, Kreuzberg 61, bis 21.Februar jeweils Mittwoch bis Samstag 16 bis 20Uhr.

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