: Schiris leben gefährlich
■ Fußball-Chaos: SOS-Kinderdorf freut sich
Heiß her ging es im Oktober 1990 auf dem Sportplatz Oberstader Straße bei einem Fußballspiel des „TSV Grolland“ Alte Herren gegen „International“. So heiß, daß der Schiedsrichter das Spiel abbrechen mußte — „wegen massiver Beeinflussung durch Spieler und Schiedsrichter“, so heißt die Staatsanwaltschaft. Höhepunkt der Begegnung: Auf dem Weg zum Duschen bekam der Schiri kurzerhand einen Faustschlag ins Gesicht verpaßt.
Der mutmaßlich arme Sünder saß gestern vor dem Amtsgericht. Daß er das ganz bestimmt nicht gewesen sein könne, versuchte der wegen Körperverletzung angeklagte 37jährige Mustafa K. Richter Kornblum zu überzeugen: „Während des Spiels wurde ich verletzt und war völlig unfähig, etwas zu tun!“ Fast „blind vor Schmerzen“ sei er vom Platz getragen worden, „ich konnte gar nicht mehr auftreten.“ Der Richter aber glaubte, daß man auch bei einem kaputten Fußknöchel mit den Händen um sich schlagen könne.
„Ich habe den Schiedsrichter gar nicht mehr gesehen!“ faßte der Angeklagte seine Kontakte mit dem Schiedsrichter während des Spiels zusammen. Was eigentlich passiert war und warum es einen Spielabbruch gegeben habe, wußte er auch nicht. „Der Kapitän hat bloß erzählt, daß noch jemand verletzt wurde und ein Gegner den Ball weggeschossen hat“, berichtete K..
Fünf Zeugen warteten derweil auf dem Amtsgerichtsflur. Weil aber ein weiterer Zeuge gestern nicht geladen werden konnte, mußten sie unverrichteter Dinge abziehen: „Wenn das so läuft, wie es in den Akten steht — zwei sagen Hü — zwei sagen Hott und einer fehlt“, meinte Richter Kornblum, „da erwäge ich lieber die Einstellung des Verfahrens gegen eine Geldbuße.“ Eigentlich sei die Sache völlig ungeklärt, aber er wolle „abwenden, daß hier einige Leute Falschaussagen machen.“
Gesagt, getan: Staatsanwalt und Angeklagter waren mit der Einstellung einverstanden — und 500 Mark Geldbuße gehen ans SOS-Kinderdorf. skai
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen