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Haudrauf bei den Koalabären

Jim Courier (USA) gewann das Endspiel der Australian Open gegen den Schweden Stefan Edberg  ■ Aus Melbourne Mario Vigl

Die Brachialgewalt von Tennis- Arbeiter Jim Courier hat sich im Endspiel gegen einen sich nicht auf der Höhe seiner Kunst befindlichen Stefan Edberg durchgesetzt. In vier Sätzen gewann der Amerikaner die Neuauflage des vorhergegangenen Grand-Slam-Turnieres, der US Open, bei denen er noch in drei Sätzen das Nachsehen gehabt hatte.

Gestern konnte sich Edberg nur zwei Sätze lang der gnadenlosen Geschosse Couriers erwehren. Die ersten beiden Durchgänge teilten sich die Kontrahenten brüderlich, bis dahin hatte sich keiner eine klare Überlegenheit erspielen (Edberg) bzw. erbolzen (Courier) können. Doch dann kam der dritte Satz und Stefan Edberg ins Straucheln. Zwar startete er mit einem Break, verdubelte aber danach kläglich seinen Aufschlag und konnte sich nur noch bis zum 4:4 durchkämpfen. Dann verließen ihn die Tennisgeister. Bei Einstand servierte Edberg zum Entsetzen der massiv vertretenen Schweden zwei Doppelfehler in Folge, was Courier unerwartet leicht den dritten Satz sicherte. Der arme Stefan bewies jedoch Haltung und versuchte weiter standhaft, mit filigranem Spiel gegen Haudrauf Jim zu bestehen.

Im dritten Spiel des vierten Satzes stubste Edberg elegant einen Stoppball hinters Netz, auf den Courier ungeachtet aller Winkel und Naturgesetze wie gehabt einprügelte, so daß das gelbe Ding natürlich aus gehen mußte. Da keimte Hoffnung auf in jenen Freunden des Tennissports, die das gefühlvolle Spiel ehren, Kraftmeierei verachten und all die Wahnsinnsdrescher auf den Mond wünschen. Doch sie träumten nur kurz, denn Courier bolzte völlig unbeeindruckt auf seine nächsten beiden Aufschläge ein. Edberg hechtete den Bällen todesmutig entgegen, doch die Bälle tropften nur saftlos von seinem Schlägerrahmen. 2:1 für Courier, und kurz darauf gab der konsternierte Schwede quasi kampflos sein Service zum 4:2 für den Amerikaner ab.

Der folterte vier weitere Bälle ins Feld, die schmerzverzerrt von solch brutaler Kraft an dem regungslosen Edberg vorbeizischten. Vom Aufschlag Couriers blieben die strapazierten Filzkugeln danach verschont, weil Edberg seinen Aufschlag gleich nochmal verlor. Bei Einstand produzierte „Jimbo“, wie die Amerikaner ihre neue Tennishoffnung verzückt riefen, zwei unerreichbare Returns und hatte seinen zweiten Grand-Slam-Titel nach den French Open 1991 in der Tasche.

Als Siegprämie wurde dem von seiner Baseballkappe befreiten und beckergleich rotblond in der Sonne leuchtenden Jim Courier der überdimensionale Silberpokal (echt) und ein erster Koalabär (unecht) überreicht. Und damit er sich weitere 18.000 Koalas kaufen kann (Stückpreis: 20 Dollar) schenkte der Turnierleiter Tierfreund Jim noch einen Scheck.

Edberg, der sich als Finalteilnehmer nur karge 9.000 Kuscheltierchen leisten kann, war auch nicht unzufrieden. Nach zweimonatiger Verletzungspause war er immerhin bis ins Finale vorgedrungen und darf darum die Nummer eins im Welttennis bleiben. Die Hauptschuld für seine Niederlage gab er den Bällen. „Die waren heute viel weicher als sonst“, klagte der Schwede. „Ich konnte gar keinen Druck machen.“ Jim Courier vermochte mit dieser Ausage wenig anzufangen: „Die Bälle zu weich? Hab' ich nicht gemerkt. Ich haue einfach immer drauf.“

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