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Der Künstler ist anwesend

■ Thomas Hauser rotiert um seine eigene Achse — in der Galerie Exhibit

T.H.sind die Initialen von Thomas Hauser. Das Hauptstück der ersten Einzelausstellung des Berliner Künstlers ist eine Serie von Übermalungen, die den Titel »Initialen« trägt.

Hauser entnimmt Ausstellungskatalogen die Abbildungen von Werken berühmter jetzt lebender Kollegen. Stück für Stück bearbeitet er sie, indem er die Anfangsbuchstaben seines Namens, seine Signatur also, in sie einschreibt. »Appropiation Art«, Aneignung von bereits Bestehendem im eigenen Namen, nennt man das, was etwa Sherrie Levine betreibt, wenn sie bekannte Kunstwerke, ohne sie zu verändern, noch einmal herstellt. Nicht die Reproduktion, sondern die Simulation des Originals führt sie vor, doch dabei entsteht ein neues Original. Hauser beschäftigt sich von vornherein mit Reproduktionen. Durch die Projektion des T.H. in die Abbildung wird diese jeweils neu interpretiert.

Das Konzept überzeugt nicht allein durch seine Originalität, sondern vor allem dadurch, wie es jeweils an das Gegebene, die ausgewählte Abbildung angepaßt wird.

Einfallsreich und spielerisch entwickelt Hauser an jedem Blatt neue Möglichkeiten, Horizontale und Vertikale zu den Buchstaben seiner Initialen zu verbinden und ebenso respektlos wie kenntnisreich auf seine Vor-Bilder einzugehen. Er bedient sich dabei verschiedener Techniken: Pinsel, Bleistift und Collage.

Eine Doppelreihe Baselitz-Bilder wird zum Querbalken, zum T., ergänzt von einer Tafel Schokolade. Wird damit etwa ein Beuys-Multiple zitiert? — Die Übermalung eines fotografischen Selbstporträts von Marcel Broodthaers, das ihn in einem Gewächshaus, zu einem Palmengipfel aufschauend, zeigt, läßt ihn zum Bewunderer des großen T.(homas) werden. Anders verfährt Hauser mit der Reproduktion eines Frauenporträts von Thomas Ruff. Die überindividuelle Präsenz der Ruffschen Gesichter als Ikonen ihrer selbst macht Hauser in diesem Fall zunichte, indem er darunter setzt: I love Thomas H. Je nachdem, wie man zu Rauff steht, könnte man sagen: gut gekontert, oder auch: einen Schritt zu weit gegangen (mit der zum Teil etwas naseweisen Aneignungskunst).

Überhaupt: Der Grat zwischen selbstironischer Übertreibung und pubertärer Überheblichkeit wird einige Male nach der falschen Seite hin überschritten. Das gilt z.B. für das Leporello, das die Konterfeis von Stars der internationalen Kunstszene — wiederum Ausstellungskatalogen entnommen — mit Paßfotos des grimassenschneidenden Nachwuchskünstlers kombiniert. Leicht irritierend wirkt die Ausstellung auch, weil sie offensichtlich etwas mitteilen will und es ihr ebenso offensichtlich nicht gelingt. Der Künstler hat sich mit den Theorien der Gegenwartskunst ausführlich auseinandergesetzt und möchte nun seinen Teil dazu beitragen. Der avantgardistische Gestus trifft aber ins Leere — in die Leere des schlecht besuchten Ausstellungsraumes. Es fehlt das Publikum, das die feinsinnigen Variationen über ein T.H.ema rezipieren würde. Die Inhaber der Schöneberger Galerie Exhibit sind noch nicht einflußreich genug, um eine größere Öffentlichkeit in ihre Ausstellungen ziehen zu können. So leuchtet die Ausstellung nur selig in sich selbst — noch eine Woche lang.

Ein kinetisches Nonsensobjekt, das — solarbetrieben, ohne Anschluß an ein Stromnetz also — zwei Paßfotos, die den Künstler als exemplarisch Leidenden zeigen, sich endlos um die eigene Achse drehen läßt, wird damit zum Sinnbild des ganzen Unternehmens. Claudia Sedlarz

Bis einschl. 1. Februar in der Galerie Exhibit, Apostel-Paulus- Straße 6a, 1000 Berlin 62, 7814300; Di.-So., 16 bis 19 Uhr.

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