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ARTUR, BERLIONOIDBeim Barte des Propheten, II

■ Eßt, trinkt und seid guter Dinge

Als endlich einige tanzen wollten, war es Elvira, die unerschütterlich darauf bestand, die Compact Discs stets eigenhändig in Gerdas neue Stereo-Anlage einzuführen. Und immer wieder zwischendurch hatte Heinz seinen massigen schweren Körper schwer erhoben und dröhnend über die Runde geblökt: »Eßt, trinkt und seid guter Dinge! So jung kommen wir nie wieder zusammen!«

Oh, die Auswahl an Speisen und Getränken war kosmopolitisch erlesen, jedoch eher unaufdringlich dekoriert: Griechische Weinblätter, gefüllt; russischer Kaviar, Beluga; japanisches Sushi; Schinken aus Italien und mindestens fünf verschiedene Sorten Brot, alles sozusagen unter ernährungsphysiologischen Erwägungen ausgesucht, fettarm, schmackhaft und sättigend.

»Neuerdings probieren wir auch lieber die Italiener«, hatte Marianne erklärt, »im Grunde genommen sind sie doch ein wenig eleganter als die französischen Weine, wenn man ehrlich ist.« Und dann eben als Clou diese fünf Sorten Grappa, in mundgeblasenen Flaschen, feinste Rebsortenreine aus Joskato oder Traminer von den großen Brennereien wie Levi, Nonino und Pojer&Sandri. Dieser Umstand war denn wohl auch der tiefere Grund dafür, daß Günter pausenlos verwirrende Vorträge hielt, und Helga, die wahrscheinlich wirklich nicht mehr wußte, welche Sorte des angebotenen Weins sie denn nun im Glase hatte, ihn zartfingrig mit ihren gepflegt hellrot lackierten Fingernägeln kokett im Nacken kraulte und immer, wenn er ihre Hand eher unwillig beiseiteschob, den Mund zu einem eiskalten Lächeln verzog und gickerte: »Prost unterbricht jedes Gespräch, hahaha.« Die anderen besänftigten etwa aufkommende Befremdlichkeit, indem sie dieser Aufforderung kurzentschlossen kräftig nachkamen.

Zum Entzücken einzelner Zuhörer hatte Artur noch die eine oder andere Schnurre von seinen Reisen zum besten gegeben, aber als er dann vom Süden erzählen wollte, legte Elvira schroff neue Musik auf. Diesmal war es eine Kassette. »Aus den Fünfzigern, alles Originale!«, hatte sie stolz verkündet, und sogleich quoll der Schmelz eines unsäglichen Liedes erbarmungslos aus den Boxen.

Artur erinnerte sich später nur noch gebrochen an den Refrain: »Wenn du ihr Herz verstehst, liebst du sie um so mehr...« Wann dagegen das Fest zu Ende ging, daran erinnerte er sich überhaupt nicht mehr. Er hatte noch einige Oliven genommen und sich dann leise in das Gästebett im kleinen Zimmer neben der Küche zurückgezogen. Clemens Walter

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