Atomklo Greifswald beunruhigt Schweden

Stockholm (taz) — Die Nachricht, daß die deutsche Atomwirtschaft in Greifswald eine nationale Atommüllkippe plant, macht derzeit in Schweden negative Schlagzeilen. Es herrscht Unruhe darüber, daß nur rund 150 Kilometer von Schwedens Südküste am gegenüberliegenden Ostseeufer ein gewaltiges Gefahrenpotential geschaffen wird, bei dem offenbar die in Schweden gebräuchlichen Sicherheitsmaßnahmen bei der Lagerung von Atommüll nicht eingehalten werden sollen.

Schweden hat auf unterirdische Zwischen- und Endlager gesetzt, entsprechende Lager sind nahe den AKWs Okarsham und Forsmark in Betrieb, bzw. noch im Ausbau. Ökologen bemängeln zwar, daß Urgestein sei auch nicht sicher, es gilt aber immer noch als sicherer als überirdische Lager. Jan H. Nistad, Abteilungsleiter der schwedischen Kernkraftinspektion SKI, verklausuliert die Bedenken der Skandinavier gegen die Greifswald-Pläne: „Sicher könnte man eine überirdische Lagerung nur nennen, wenn so ein Gebäude auch gegen ein abstürzendes Flugzeug oder einen direkten Raketenangriff sicher wäre.“ Was zweifelsohne nicht der Fall ist.

Die Stockholmer Atombehörde SKI und die Strahlenschutzbehörde SSI wissen offenbar schon seit Herbst von dem Projekt. Jack Valentin, Abteilungsleiter der SSI. „Ja, wir wurden über die ,Idee‘ eines Endlagers im letzten Jahr informiert. Wir haben ein Regierungsabkommen zwischen Stockholm und Bonn über gegenseitige Warnung und Information bei allen Kerntechnik-Anlagen. Uns ist bekannt, daß Deutschland, wie andere Länder auch, Probleme mit solchen Projekten aufgrund des öffentlichen Widerstands hat, so daß eine Bekanntgabe erst erfolgt, wenn die Planungen so gut wie abgeschlossen sind.“ PreussenElektra-Chef Hermann Krämer hatte im vergangenen Jahr nach einem Schweden-Besuch erstmals über das Greifswalder Atommüllager gesprochen. Reinhard Wolf