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Schlußendlich duftig

■ Sherry Hormanns „Leise Schatten“

Sherry Hormann, in Dominik Grafs Tiger, Löwe, Panther und Der Spielerfür die Ausstattung verantwortlich, debütiert als Regisseurin. Mit einer Liebesgeschichte, irgendwo in Deutschland. Zwischen den Türmen einer Raffinerie, im Rapsfeld, Frisiersalon und Hochhaussilo. Paul (Stefano Dionisi) ist achtzehn und ein Filou. Linda (Ann Gisel Glass) ist sechzehn, sensibel und widerspenstig. Sie träumt von einem anderen Leben, weg aus dem tristen Vorort, irgendwohin, ans Meer.

Linda und Paul kennen sich noch aus der Schule. Irgendwann verlieben sie sich und heiraten. Über einen Zeitraum von zwölf Jahren bebildert Leise Schatten die Geschichte ihrer Liebe. Folgt ihnen in die enge Wohnung, beobachtet sie bei sanften Umarmungen, Eifersüchteleien, Ängsten, Traurigkeiten. Was als Amour fou begann, kippt zwangsläufig in die Unlebbarkeit. Allmählich wird Linda zugrundegehen an der großen, wahren Liebe und den unerfüllten Träumen.

Leise Schatten will leise sein und trägt dabei dennoch zu laut auf. Die ätherische Hautdarstellerin huscht schlußendlich in duftigen Kleidern durch blumige Wiesen. Ein Wesen, das eigentlich nicht mehr von dieser Welt ist. Der unglaublich gutaussehende Hauptdarsteller, dessen Synchronstimme so samtig klingt, trägt kontrastiv karierte Hemden und blaue Arbeitslatzhosen. Die Täume, in denen sich die ProtagonistInnen bewegen, sind sorgsam farblich abgestimmt. „Das Gelb vom Rapsfeld wiederholt sich z.B. in der Küche“, erklärt der Ausstatter im Presseheft. „Die Musik ist ganz auf Linda zugeschnitten und unterstützt ihre Emotionen“, erklärt der Komponist und setzte auf zarte Streicher und Piano.

Leise Schatten ist ein Film, bei dem es die Beteiligten offensichtlich allzugut gemeint haben. Die bemühte Perfektion schimmert immer wieder in den Bildern. Obwohl sicher nicht versucht werden soll, die Illusion Kino zu ent-täuschen. Dennoch: ein Debüt — ein kleiner Film — ein vielversprechender Anfang. Michaela Lechner

Leise Schatten. Regie: Sherry Hormann, mit Stefano Dionisi, Ann Gisel Glass, Thomas Heinze, Deutschland 1991, 88 Min., Farbe

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