: DAG: Alle Rubel werden stillstehen ...
■ Arbeitskampf bei Bremer Banken? Auch Groß- und Einzelhandel will 10% mehr
Die Deutsche Angestelltengewerkschaft geht kämpferisch in die Tarifauseinandersetzungen der kommenden Wochen. „Wenn die Bank-Arbeitgeber nicht schnell ein neues Verhandlungsangebot auf den Tisch legen, wird es in der kommenden Woche zu Störungen im Bremer Geldverkehr kommen“, teilte gestern Hartmut Frensel, Bezirksleiter der DAG Bremen mit.
Nach den drei Warnstreiks, an denen sich etwa 1300 Beschäftigte Bremer Banken beteiligt hatten, werden reguläre Streiks immer wahrscheinlicher. Die DAG gibt die Zahl der Bankbeschäftigten in Bremen und Bremerhaven mit rund 10.000 an, von denen rund ein Drittel bei DAG und HBV organisiert seien.
Die DAG schloß am Mittwoch die Urabstimmung bei ihren Mitgliedern ab, die HBV führte ihre am Donnerstag durch. Beide wollen am Freitag die Ergebnisse gemeinsam vorstellen. Dann wird auch bekanntgegeben, wie eine gemeinsam durchgeführte Befragung auch der unorganisierten Beschäftigten über mögliche Streikmaßnahmen ausgefallen ist. Eines glaubt Frensel heute schon zu wissen: „Die Stimmung ist in Richtung Streik gekippt. die Beschäftigten haben das Gefühl, daß die Arbeitgeber den Gewerkschaften das Genick brechen wollen.“ Die DAG fordert eine Gehaltserhöhung um 10,5 Prozent, die Arbeitnehmer hatten eine Erhöhung um fünf Prozent ab Februar und 300 Mark zusätzlich für Januar angeboten.
Hubert Gartz, stellvertretender Bundesvorsitzender der DAG forderte die BankkundInnen auf, vorsorglich Schadensersatzansprüche bei den Banken geltend zu machen, wenn in den kommenden Tagen wichtige Geldgeschäfte anstehen. Gartz: „Streik ist eine vermeidbare Betriebsstörung. Die Arbeitgeber hatten genug Zeit, ein akzeptables Angebot auf den Tisch zu legen.“ Ob solche Schadensersatzforderungen Aussicht auf Erfolg haben, ist offen. Gartz: „Dazu gibt es noch keine Rechtsprechung.“
Auch für Einzelhandel „scharfe Gangart“
Die DAG richtet sich auch bei den anstehenden Tarifauseinandersetzungen für den Groß- und Einzelhandel auf eine schärfere Gangart ein. „Der Dienstleistungsbereich insgesamt ist in die Rolle der Tarifführerschaft gedrängt worden“, meint Gartz. „Diesmal verhandeln wir auch gemeinsam mit der HBV. Die Irritationen des vergangenen Jahres sind überwunden.“ In der letzten Tarifrunde hatten die beiden Gerwerkschaften getrennt mit den Arbeitgebern verhandelt und damit den Unmut vieler KollegInnen auf sich gezogen. „Einige Mitglieder sind damals ausgetreten“, sagt Hartmut Frensel.
Die DAG fordert 10 Prozent mehr Lohn. Bei den Erträgen habe es im vergangenen Jahr Steigerungsraten von nahezu 10 Prozent gegeben, meint Gartz. Die Beschäftigten seien so schlecht bezahlt, daß die Personaldecke dünn werde. „Dem Einzelhandel laufen die jungen Menschen weg“, stellte Gartz fest. „25 Prozent der Ausbildungsplätze sind nicht besetzt.“ J.G.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen