: Nächste Woche Bankstreik
■ Urabstimmung: Bremer Banker streikbereit / Warnstreik bei Verbraucherbank
Die Bremer Banker haben sich entschieden. In der kommenden Woche werden Kunden vor geschlossenen Filialen stehen und möglicherweise sogar für einige Zeit finanziell auf dem Trockenen liegen, wenn die Arbeitgeber nicht noch in letzter Minute einlenken. Gestern gaben die Gewerkschaften HBV und DAG auf einer gemeinsamen Pressekonferenz die Ergebnisse der Urabstimmungen unter ihren Mitgliedern bekannt. Bei einer Beteiligung von 87,6 Prozent stimmten 76.7 Prozent der DAG-Mitglieder bei fünf Banken für Streik. Bei den HBV-Mitgliedern in 11 Instituten lag die Beteiligung bei 96 und die Zustimmung bei 80 Prozent. Damit sind die Quoren bei weitem erreicht.
Unterdessen zeigen sich die Arbeitgeber unbeeindruckt. Ein neues Angebot über den bisherigen fünf Prozent haben sie noch nicht vorgelegt. „Wir sind selbst überrascht, daß das Ergebnis so hoch ist“, meint Hartmut Frensel, Bezirksleiter der DAG Bremen. „Die Banker sind für gewöhnlich alles andere als streikfreudig.“ Und sein Kollege Klaus Busch von der HBV meint: „Immerhin wäre das der erste Bankstreik der Bremer Nachkriegsgeschichte.“
Sogar eine Mehrheit nicht organisierter Beschäftigter hat sich bei einer Befragung am Mittwoch für Streik ausgesprochen. „Das ist umso bemerkenswerter, als daß diese Kollegen nicht auf Streikgelder rechnen können“, sagt Klaus Busch. „Die Zustimmung von 77,5 Prozent der Unorganisierten zeigt, wie sauer die Angestellten sind.“ Zusätzlichen Ärger hatte eine Meldung hervorgerufen, nach der sich der Frankfurter Vorstand der Deutschen Bank eine Erhöhung der Bezüge um satte 15 Prozent genehmigt habe. Diese Information wollte der Pressesprecher des Unternehmens auf Nachfrage aber nicht bestätigen.
Ab Montag sollen die Streikaktionen anlaufen. „Dabei sind unserer Kreativität keine Grenzen gesetzt“, meint Hartmut Frensel. „Wir sind nicht darauf angewiesen, mit tausend Leuten durch die Stadt zu ziehen. Bankgeschäfte sind sehr störempfindlich.“ Die Auszahlungen an allen Geldautomaten beispielsweise werden von einem Zentralrechner in Frankfurt überwacht. Wenn die KollegInnen dort in den Ausstand treten, sind alle Automaten der Republik ausgeknipst.
Um die Kampfbereitschaft der GewerkschafterInnen zu dokumentieren und den ArbeitgeberInnen einen Vorgeschmack auf die kommende Woche zu geben, trat am Freitag nachmittag die Belegschaft der Noris Verbraucherbank in einen befristeten Warnstreik. J.G.
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