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Verhandlungen über Festival in SO 36

■ Noch immer keine Entscheidung über »Mariannenplatz Festival of World Music«/ Überarbeitetes Konzept von Cultur Reflex/ Uneinigkeit zwischen Ämtern und Verwaltung über Konzepte

Kreuzberg. Eine kosmopolitische Feier sollte »die friedliche Zusammenkunft für Menschen unterschiedlichster Kulturen, Interessen und verschiedensten Alters« werden. Mit diesem Ziel hatten die Mitarbeiter vom Kreuzberger Cultur Reflex, die seit 1987 alljährlich das Pfingstfest auf dem Mariannenplatz organisieren, im September den Antrag für ein »Mariannenplatz Festival of World Music« gestellt. Im Gegensatz zu den Vorjahren berücksichtigte das Bezirksamt Kreuzberg dieses Mal die Beschwerden der Anwohner und genehmigte die mehrtägige Veranstaltung nur unter Bedingungen, die die Auftritte von internationalen Ensembles eingeschränkt hätten. Die Veranstalter reichten gegen diese Entscheidung Mitte Januar Widerspruch ein (s. taz vom 28.1.).

Um die Zeit bis zur Prüfung durch die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umweltschutz nicht sinnlos verstreichen zu lassen, legte Cultur Reflex vor zehn Tagen ein überarbeitetes Konzept vor, das auf die Bedenken der Anwohner eingeht und trotzdem versucht, den Standard der letzten Jahre zu halten. Die Planung sieht nun an drei Tagen eine Mischung aus lautsprecherverstärkten und -unverstärkten Darbietungen vor, die um etliche Tanz-, Akrobatik- und Theateraufführungen erweitert wurde, sowie ein Kinderprogramm und eine offene Publikumsbühne, mit der die Besucher zum Mitmachen angeregt werden sollen.

Die Kommission, die die Empfehlungen für die Anträge ausspricht, zeigte sich Mitte der Woche der neuen Festivalplanung gegenüber aufgeschlossen: Trotz der Gegenstimme der Anwohner gaben die Vertreter des Kunstamts Kreuzberg, des Amts für Volksbildung und des Künstlerhauses Bethanien einem erweiterten Stadtteilfest ihren Segen. Die endgültige Entscheidung ist aber der Abteilung für Gesundheit und Umweltschutz vorbehalten. Zwischen ihr und der Senatsverwaltung herrschte bis Freitag noch ein Mißverständnis. Während man im Bezirksamt Kreuzberg erst den Entscheid über den Widerspruch durch die höhere Instanz abwarten will, ist man sich dort gar nicht sicher, ob das Verfahren überhaupt noch weitergeführt werden sollte, wenn schon ein anderes Konzept vorliegt. So könnte die Geschichte der Anträge eine unendliche werden, liefe den Veranstaltern nicht die Zeit davon: Die eingeladenen Bands drängen auf eine endgültige Zusage, und auch die fliegenden Händler, die mit ihren Standmieten für die wirtschaftliche Grundlage des Festivals sorgen, brauchen bald einen festen Rahmen.

Finanzielle Rückendeckung für alle Fälle leistet heute abend Thomas Koppelberg. In einer Benefizaufführung für das Mariannenplatz-Festival verwandelt sich der hemmungslose Schauspieler wieder in den Dichter Francois Villon, der Ende des 15. Jahrhunderts raubend durch die französischen Provinzen vagabundierte, gleichermaßen für Fürsten wie für die Unterwelt schrieb und nicht zuletzt mit wenigen Balladen die Literatur seiner Zeit um Ganovenslang und persönlichen Ausdruck bereicherte. Claudia Wahjudi

Heute abend 20.30 Uhr, Pfuehlstraße 5, Eintritt 20 Mark.

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