: Von Müsli bis Metal
■ Die Ami-Band Prong kommt ins Loft
Prong machen Musik für Mittzwanziger, genaugenommen für die Jahrgänge 65/66. Leute, die zu Help oder Revolver das Licht der Welt erblickten, mit Children of the Revolution eingeschult wurden; die trotz Anarchy in the U.K. jeden Donnerstag brav zum Konformationsunterricht trotteten, während der neuen Deutschen Welle das »erste Mal« erlebten, zur Zeit des großen Band-Aid vor der Bundeswehr nach Berlin flüchteten, um jetzt den Abschluß in Politologie und Publizistik anzupeilen und dann zurück nach Westdeutschland zu gehen. Herangewachsene, die immer zwischen herumstehenden Stühlen gesessen haben.
Das Heavy-Metal-Trio aus Brooklyn, bei dem ein Dreizack das Bandlogo ziert, ist mit der eigenen Unsicherheit großgeworden. Deswegen verehren sie statt Nullen nur Helden: »... Sabbath, Led Zep, Aerosmith, Sweet, AC/DC, Punk, Postpunk, Residents, Snakefinger; dann Hardcore und Trash«, wie sie in einem Interview 1989 der 'Spex‘ ihre »listener-career« verrieten.
Lernbegierig wie kaum eine andere Gruppe, haben Prong in weniger als fünf Jahren nicht bloß den allumfassenden Musikstil von Müsli bis Metal mitkreiert, sondern ihn zugleich bis an dessen Endpunkt ausgereizt: An sich darf man den Begriff »crossover« nach der Bandinflation im Gefolge Prongs gar nicht mehr gebrauchen. Die Konzerte sind ein unaufhaltsamer Fluß aus gehämmerten Beats, drückenden Baßfiguren, kreischenden Gitarren und zornig aufflammendem Gesang. Die letztendlich einzige gültige Verbindung von industrialisiertem Hardrock, dessen unangefochtener Höhepunkt die Coverversion des Chrome-Klassikers Third From The Sun ist, den Prong bei jedem ihrer Konzerte als Zugabe zum besten geben.
Nur wer sich nicht ändert, braucht auch keine Treue zu bezeugen. Unentschiedene dürfen sich auf ein Bad in der Fanmenge freuen, fanatische Kritiker zählen derweil Triolen und Synkopen. Harald Fricke
Heute abend, 20.30 Uhr, im Loft, Nollendorfplatz, Schöneberg
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen