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■ NACHRUF AUF EINE FÜNF-STERNE-ABSTEIGEAmmans Hotel "Interconti"

Ammans Hotel „Interconti“

Berlin (taz) — Eine traurige Nachricht kommt in dieser Woche aus Jordanien. Das „Intercontinental“, Ammans größtes und teuerstes, aber sicher nicht schönstes Hotel stand in Flammen. Wahrscheinlich ein Kurzschluß löste ein Feuer aus, das am Dienstag abend zunächst ein Zelt im Keller der Fünf-Sterne-Absteige erfaßte. Dort sollte ein Festessen aus Anlaß des „Iftar“ stattfinden. „Iftar“ bezeichnet im Fastenmonat Ramadan jenen Zeitpunkt, an dem die Sonne untergeht und wieder hemmungslos gespeist werden darf. Aber statt der Kellner kam die Feuerwehr. Keller und Erdgeschoß des Gebäudes wurden weitgehend zerstört, ein irakischer Gast kam ums Leben, 30 Menschen erlitten Rauchvergiftungen. Der Crème de la Crème des internationalen Journalismus muß bei der Nachricht aus Amman das Herz geblutet haben. Während der Golfkrise lag hier der Dreh- und Angelpunkt des Newsbusiness. Aus dem monolithischen Bau, direkt gegenüber der Festung, die sich „US-Embassy“ nennt, schalteten Dutzende TV-Stationen 24-Stunden- Telefon-Standleitungen zu ihren Zentralen. Kaum vorstellbar, daß die trotz aller Engpässe immer gut bestückte Hotelbar nur noch Schutt und Asche sein soll. Hinter der diskreten weißen Holztür, durften Nachrichtenstars wie CBS-Senior-Korrespondent Dan Rather auch im Ramadan ihre Leberzirrhose pflegen. Hier trafen sich die Wichtigsten der Wichtigen zu verschwiegenen Off-the-record-Gesprächen. Hier verschanzte sich in den ersten zwei Tagen des Golfkrieges ein deutsches Fernsehteam, aus Angst vor der Tür vom erstbesten Araber abgestochen zu werden. Nur einen Makel hat die „Interconti“-Geschichte. Im Herbst 1990, mitten in der Golfkrise, brach ausgerechnet CNN seine Zelte ab und zog ins preiswertere „Philadelphia“. Der Besitzer des „Interconti“ zitterte damals tagelang, die anderen könnten es ihnen gleich tun. Auch die taz verbindet einen Teil ihrer Geschichte mit dem „Interconti“, zumindest mit dem jetzt in Schutt und Asche liegenden Erdgeschoß. Taz- Mitarbeiter konnten sich eine Übernachtung natürlich nie leisten, genehmigten sich hier aber gelegentlich einen Kaffee oder zischten ein kühles „Amstel“. Die Telefonzentrale verweigerte ihre Dienste auch Nicht-Hotelgästen nie, und Amman- Korrespondent Khalil Abied schickte über das jetzt vermutlich total verschmorte Faxgerät seine Texte nach Berlin. — In tiefer Anteilnahme Thomas Dreger

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