: DIE FÜNFTE GEWALT - WEGE DURCH DEN MEDIENDSCHUNGEL: Super/Bild/FAZ/Praline
Des Ostgermanen liebste Dreckschleuder Super schreit zwischen jeder gedruckten Zeile: „Rache!“ Besonders, wo uns (euch?) Erich bisher nicht direkt greifbar war: „Honecker: Anwälte holen ihn ab — Heute!“ Wir fragen uns bei den Überschriften auch manchmal, wann sie ex-'Bild‘- und jetzt 'Super‘-Chefredakteur Peter Bartels abholen, die Männer mit den weißen Kitteln. Denn der, laut 'Spiegel‘, „manische“ Zeitungsmacher hat offensichtlich die leicht verbogenen Hirnwellen eines gealterten Preisboxers: „Honecker: Wieder Aua-Aua an der Leber“.
Nach Riechling ist jeder Mörder ein potentieller Deutscher. Fest steht: Bild-Chefredakteure wie der ehemalige Bartels-Kompagnon und jetzige Alleinunverantwortliche Hans-Hermann Tiedje sind sogar potentiell gute Deutsche. Seine Schlagzeilen (letztwöchig beispielsweise „Schlimmster Asylant verurteilt“) wären schon bei den Beschäftigten an Deutschlands Selektionsrampen vor einem halben Jahrhundert gut angekommen. Nicht nur früher brauchten Massenzeitungen deutsch-nationalen-völkisch-konservativen Zuschnitts ordentliche Sündenböcke, wenn auch der heutige, der scheinasylantische Hungerleider, gegenüber dem historischen Vorgänger, dem fett-kapitalistischen Juden, aufgrund der geringeren Fettanteile der Nahrung (geringere Brennwerte!) anderer Liquidationsmethoden bedarf. Weshalb der rechtsradikale Mob (potentieller 'Bild‘- und 'Super‘-Leser) spätestens ab Mittag und mit mehr als einem Promille, wenigstens eine scharfe Sache in der Hose trägt. Seine Stichwaffe.
Klingenscharfer Stichwort-Geber in der Asyldebatte ist die CSU, deren neues Grundsatzprogramm der Korrespondent der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (mit dem passenden Kürzel „Fin“) las und dazu kurz Hinterletztes vorträgt: „Eine 'multikulturelle Gesellschaft' wird verworfen. Da etliche fremde Kulturen weder die dem Christentum, dem Humanismus und der Aufklärung entsprungene Toleranz ... akzeptieren.“ Anders als die rach- und mordlustigen Mullahs haben die Christen ihre Ketzer immer nachsichtig behandelt. Nach der Aufklärung der Delinquenten über kommende Höllenqualen zündete die Inquisition, ganz abendländischer Humanismus, den Scheiterhaufen mit einer gewissen Brenn-Toleranz an.
Zündende Zeilen auch wöchentlich bei Jürgen Köpcke, dem Chefredakteur der Millionen-Postille Praline. Er, das flammende Schwert der Stammtische, regt sich über das kluge Anti-Raser-Urteil des Bundesgerichtshofes auf: „Setzt das bescheuerte höchste Gericht ab, das diesen Schwachsinn in die Welt gesetzt hat. Ehe wir uns bei den Bundesrichtern auch noch dafür entschuldigen müssen, daß wir geboren sind.“ Wenn sich jemand entschuldigen muß, dann Köpckes frühere Erziehungsberechtigte und Deutschlehrer, die dem Buben nicht nachhaltig die korrekte Konjugation beibrachten — auch für journalistische Hilfsarbeiter gelten die üblichen Formenbildungen mit unseren Hilfszeitwörtern. Also geboren wurden, ersatzweise auch geboren worden sind. Deutsch mangelhaft, Staatsbürgerkunde unbefriedigend: Das höchste deutsche Gericht ist nicht der BGH, sondern das Bundesverfassungsgericht.
Steinbach logisch: Wenn jeder, wie Köpcke fordert, der Schwachsinn in die Welt setzt, gleich gefeuert würde, gehörte er zu den Langzeit- Arbeitslosen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen