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AKW Esenshamm: Alles im Griff?

■ Betr.: „Ein schwerer Störfall im AKW Esenshamm“ — taz Bremen vom 30.3.92

Als Katastrophenschützer habe ich für Übungen, die die Hilfsmaßnahmen nach einem AKW-Unfall vorspielen, nur ein müdes Lächeln übrig. Übungen dieser Art, wie jetzt in Esenshamm praktiziert, verniedlichen die gefährliche Atomtechnologie, gaukeln der Bevölkerung den Eindruck vor, man habe im Falle eines Falles alles im Griff. Planern, die den Eindruck erwecken wollen, eine Evakuierung von zigtausend Menschen sei ohne große Probleme zu bewältigen, fehlt es offensichtlich an Vorstellungsvermögen, was eine Massenzuflucht auf unseren Straßen bewirkt.

Im Übrigen ist es — vornehm gesagt — unverantwortlich, die ehrenamtlich tätigen Katastrophenschützer überhaupt in solche Planspiele einzubeziehen. Glaubt denn wirklich jemand ernsthaft, daß ein paar tausend freiwillige HelferInnen den tödlichen Folgen eines sog. „Störfalles“ — klingt irgendwie niedlich — Paroli bieten können? Auch die verliehenen Orden „Held der Sowjetunion“ machen die Feuerwehrmänner, die in Tschernobyl geholfen haben, nicht wieder lebendig.

Der einzig wirksame Schutz vor Reaktorunfällen liegt nur in einem schnellen Ausstieg aus dieser mörderischen Technologie — Übungen wie in Esenshamm erinnern mich nur an die lächerliche „Aktentasche überm Kopf“.

Peter Lohmann

Beauftragter f. Presse- Öffentlichkeitsarbeit

der Bundesanstalt Technisches Hilfswerk

Landesverband Bremen

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