: Giftmüll zurück zum Absender
■ Nach langer Irrfahrt über die Weltmeere kommt deutscher Sonderabfall der Firma „Taurus“ wieder in Emden an/ Kraftprobe zwischen Greenpeace und Hafenbehörden
Im Emdener Dollarthafen bahnte sich am Freitag abend eine Kraftprobe zwischen der Hafenbehörde und der Umweltschutzorganisation Greenpeace an. Greenpeace will die Hafenbehörden zwingen, deutschen Giftmüll von dem dänischen Frachter „Cito“ zu entladen und ihn zum Erzeuger zurückzuschicken. Die „Cito“ kommt von einer längeren Irrfahrt aus Ägypten zurück, wo sie ihre Giftfracht nicht löschen durfte.
Das dänische Schiff war Mitte Februar im Auftrag der südbadischen Müllmaklerfirma „Taurus“ mit 950 Tonnen deutschem Giftmüll aus Rotterdam Richtung Ägypten ausgelaufen. Der Plastikschredder sollte in Alexandria in einem Zementwerk als Brennstoff verfeuert werden. Das Schiff war aber von den Hafenbehörden abgewiesen worden, nachdem Greenpeace vor der hohen Bleibelastung bei einer Verbrennung im Zementwerk gewarnt hatte.
Im Ärmelkanal hatte der Greenpeace-Schlepper „Solo“ dann die „Cito“ auf ihrer Irrfahrt aufgespürt. Greenpeace-Giftmüllexperte Andreas Bernstorff: „Die Solo stellt sicher, daß die ,Cito‘-Ladung nicht ins Meer gekippt wird oder der Eigentümer versucht, seine Ladung in einem nicht-deutschen Hafen zu löschen.“
Doch auch Emden verweigerte zunächst der „Cito“ das Einlaufen. Gegenüber den Greenpeace-Aktivisten beklagte der „Cito“-Kapitän, daß die Kräfte seiner Mannschaft sowie Wasser und Nahrungsmittel am Ende seien und er auf jeden Fall einen deutschen Hafen anlaufen müsse. Gestern nachmittag lichteten dann beide Schiffe ihre Anker und nahmen Kurs Richtung Emden. Zuvor hatten die Hafenbehörden signalisiert, daß sie ein Anlegen nur dulden werden, damit die Mannschaft Nahrung an Bord nehmen kann. Danach müsse die „Cito“ den Hafen samt Giftmüll wieder verlassen. Bernstorff: „Für uns kommt nur die Rückführung der Ladung zum Erzeuger in Deutschland in Frage, alle anderen Auswege werden wir verlegen.“ Bernstorff weiter: „In den letzten Jahren geisterten mehrere Schiffe auf den Weltmeeren mit Giftmüll umher, den keiner haben oder zurücknehmen wollte. Ins Meer gekipptes Gift war die Folge — wenn dies deutsche Behörden erneut in Gang setzen wollen, dann nur gegen unseren Widerstand.“
Die Giftmüll-Exportfirma Taurus hatte in letzter Zeit mehrfach von sich Reden gemacht. Ende März hatte die Hamburger Polizei bereits 200 Fässer mit hochgiftigen Unkrautvernichtungsmitteln beschlagnahmt, die Taurus ebenfalls als Brennstoff nach Ägypten verfrachten wollte. Weitere 5.000 Taurus- Fässer fand Greenpeace kurz darauf in der Nähe von Salzwedel. Kai von Appen
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