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Greenpeace-Studie: Holzt Tropenholz

In einem von Greenpeace in Auftrag gegebenen Gutachten spricht sich das renommierte Kieler Weltwirtschafts-Institut gegen Importbeschränkungen für Tropenholz aus  ■ Aus Berlin Hannes Koch

Gegen Importbeschränkungen für Holz aus den tropischen Regenwäldern hat sich jetzt das renommierte Kieler „Institut für Weltwirtschaft“ (IWW) ausgesprochen. Das Pikante: zu diesem Ergebnis kamen die Kieler Wirtschaftsforscher nicht etwa im Auftrag der Holzindustrie, sondern der Umweltschutzorganisation Greenpeace. Greenpeace selbst tritt dafür ein, daß — von wenigen Ausnahmen abgesehen — kein Holz mehr aus den Tropen nach Deutschland importiert werden soll.

Gemeinsam stellten Greenpeace und das IWW gestern die Studie „Wirtschaftliche Ursachen und Folgen der Zerstörung tropischer Regenwälder“ in Frankfurt am Main der Öffentlichkeit vor. Das IWW errechnete, daß die holzexportierenden Länder durchschnittlich fünf bis zehn Prozent ihrer Exporteinnahmen mit den begehrten Hölzern erwirtschaften. Die Weiterverarbeitung eingerechnet, steigt der Anteil oft auf weit über zehn Prozent. Diese Einnahmen seien für die Länder Afrikas, Asiens und Lateinamerikas unbedingt notwendig, um sich dringend benötigte Einfuhren leisten zu können. Die Entwicklung der Dritten Welt wird durch Importbeschränkungen erschwert, argumentiert das IWW.

Im übrigen, so meinen die Wirtschaftsforscher, wird der Regenwald auch dann weiter abgeschlagen, wenn die Industriestaaten kein Holz mehr importieren. Denn zwei Drittel der abgeholzten Bäume würden nicht nach Norden transportiert, sondern blieben in den Entwicklungsländern. Außerdem kommt das IWW zu dem Ergebnis, „daß die Holzindustrie nicht für den Löwenanteil an der Zerstörung des Ökosystems der Regenwälder veranwortlich gemacht werden kann.“ Die Zahlen: In Brasilien legt die Holzindustrie sechs Prozent der Bäume um, die Landwirtschaft dagegen 85 Prozent. In Kamerun ist das Verhältnis zehn zu 90, in Indonesien 44 zu 49.

Die Kieler Wirtschaftsforscher empfehlen deshalb vor allem die Landwirtschaftspolitik als Ansatzpunkt für den Schutz des Regenwaldes. „Außerdem muß die Holzwirtschaft in jedem Fall zur nachhaltigen Bewirtschaftung angehalten werden.“ Im Klartext: Die Holzfäller sollen nur soviel Bäume schlagen, wie nachwachsen, und die Vielfalt der Pflanzen- und Tierarten muß erhalten bleiben. Um den Einnahmeausfall der Exportländer auszugleichen, schlägt das IWW einen Fonds vor, in den die Industrieländer nicht näher bekannte Summen einzahlen sollen. „Diese Ziele kann man auch ohne Boykott erreichen“, sagte Markus Diehl, für die IWW-Studie mitverantwortlich. Auch mit einem zeitlich begrenzten Boykott will Diehl nur drohen, „wenn alles andere nicht wirkt“. In der Realität bliebe damit alles beim alten: Da es „nachhaltigen“ Anbau heute praktisch nicht gibt, würde Deutschland auch weiterhin Bäume einführen, die aus bisher unberührten Wäldern stammen.

Eije Pabst, Hamburger Chef der Greenpeace-Regenwald-Kampagne, bemüht sich trotzdem, der Studie ihre guten Seiten abzugewinnen: „Das IWW kommt zu dem Ergebnis, daß sich die Zerstörung des Regenwaldes für die betroffenen Länder nicht gelohnt hat.“ Die Exporterlöse seien bisher meistens kurzfristig verpraßt worden, anstatt sinnvolle Investitionen zu finanzieren. Aber Eije Pabst muß einräumen: „Die Schlußfolgerungen widersprechen sich, das ist richtig.“ Trotz der IWW-Studie bleibt Greenpeace bei seiner Meinung: „Die wirksamste Maßnahme zur Rettung der tropischen Regenwälder ist ein sofortiger und vollständiger Verzicht auf die Verwendung und den Import von Tropenholz.“

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