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PKK, Heroinmafia und die Selbstbestimmung

■ Konsul und Rektor stritten über Kurdistan

Die Türkei hat kein Kurdenproblem, sie hat allenfalls ein Terrorismusproblem. Die PKK (Arbeiterpartei Kurdistans) will den multikulturellen Grundkonsens der wehrhaften türkischen Demokratie zerstören, einer Demokratie, die gerade dabei ist, ihre Standards in Sachen Menschenrechte anzuheben. Die PKK ist von der Heroinmafia finanziert, und wenn sie in Bremen zu einer Veranstaltung aufruft, dann sieht man die kurdischen Heroinhändler mitmarschieren. Im übrigen hat die deutsche Linke seit dem Niedergang des Sozialismus ein Identitätsproblem. Das deutsche Engagement für die Belange kurdischer Separatisten und Terroristen im Namen der Menschenrechte ist eine Verdrängung des deutschen Mordes an den Juden.

Kein Klischee mag der Honorarkonsul des türkischen Staates in Bremen, Karl H. Grabbe, auslassen. Das zumindest bewies er auf einer von den Grünen unter dem Titel „Demokratie in der Türkei — Eine Chance zur Lösung der Kurdenfrage?“ organisierten Veranstaltung, die, moderiert von dem Journalisten Christoph Sodemann, am Freitagabend im Wissenschaftlichen Institut für Schulpraxis stattfand.

Diskutieren sollte Grabbe mit dem Rektor der Bremer Hochschule, Professor Dr. Ronald Mönch, einem engagierten und wohlinformierten Streiter für die Belange der Kurden in der Türkei. Seine Position: Das Land Kurdistan ist eine Kolonie des türkischen Staates. Zwischen dem Land Kurdistan und dem Land Türkei herrscht Krieg; dieser Krieg ist kein Bürgerkrieg, sondern der Kampf des kurdischen Volkes für das Recht auf Selbstbestimmung. Die Türkei hat weder den Völkermord an den Armeniern, noch den Niedergang des osmanischen Reiches aufgearbeitet; sie benutzte und benutzt die Kurden und ihre Aufstände für die eigene Identitätsfindung. Eine Demokratisierung in der Türkei kann für sich keinen Beitrag für die Lösung des Problems leisten, da sie die von der türkischen Armee beherrschte Kolonie Kurdistan ausläßt. Solange es für das kurdische Volk kein Recht auf Selbstbestimmung gibt, ändert Demokratisierung nichts an der Situation der Kurden.

Mönch sprach dem Großteil des Publikums, rund 250 Kurden, Türken und Deutsche, aus dem Herzen, und so konnte sich die versammelte Empörung gegen Grabbe richten. Was es denn mit der Multikulturalität auf sich habe, wollte ein Kurde der yezidischen Glaubensgemeinschaft wissen und zeigte seinen türkischen Paß, der unter der Rubrik „Religionszugehörigkeit“ den Vermerk „ungläubig“ trug.

„Wenn meine Angehörigen in Kurdistan umgebracht werden, dann schaue ich hier nicht tatenlos zu!“, rief ein anderer.

Fazit: Besser wäre es gewesen, die Grünen hätten jemanden als Streiter für die starre Haltung des türkischen Staates gegenüber der Befreiungsbewegung der Kurden eingeladen, der mehr bietet als Statements, die selbst türkischen Regierungsmitgliedern inzwischen im Hals steckenbleiben. Christoph Schroeder

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