Kleiner Streik-Leitfaden

■ für Fahrer, Fahrradfahrer, Flieger, Fußgänger und Ferbraucher

Berlin. Wer in dieser Woche sich von einem Ort zum anderen bewegen will, sollte das am besten per Fahrrad tun. Welch ein Genuß, im Abgasnebel am Verkehrsstau vorbeizuziehen! Gemeinerweise aber sind die Busspuren aufgehoben worden, obwohl der Verkehrsanteil der Radler diese Woche sicher sehr viel mehr als die normalen sieben Prozent betragen wird. Die AL Charlottenburg schimpft deswegen auch schon kräftig auf Verkehrssenator Herwig Haase (CDU): Es sei widersinnig, die Busspuren gerade dann aufzuheben, wenn das Umsteigen aufs Rad notwendig sei. Denn nur auf dem Ku'damm vor der Joachimsthaler Straße Richtung Westen und vor der Leibniz-/Konstanzer Straße dürfen Busse weiterhin auf ihrer eigenen Spur verkehren.

Wer weiter aufs Auto angewiesen ist, sollte eine Fahrgemeinschaft bilden. Achtung: Auf den aufgehobenen Buspuren darf nicht geparkt werden. In der westlichen City dürfen jedoch in der Kurzparkzone sowie auf dem BVG-Busparkplatz am Bahnhof Zoo PKWs abgestellt werden.

Wer einen Flug gebucht hat, sollte sich bei seinem Reisebüro oder seiner Fluggesellschaft schlau machen. Abflüge nach London, Paris, Moskau, Frankfurt, München, Stuttgart und Düsseldorf werden auf den Flughafen Schönefeld verlegt, die anderen Flüge fallen vermutlich aus. Für diesen Reiseausfall haften die Veranstalter jedoch nicht. Juristisch gesehen sei dies »höhere Gewalt«, meinte Otto Schneider, Präsident des »Deutschen Reisebüro-Verbandes« in Frankfurt. Auch angekündigte Streiks verpflichten die Reisebüros nicht, den entstandenen Schaden zu ersetzen, so der Pressesprecher der Charterfluggesellschaft »LTU«. Die »Lufthansa« in Berlin hat aber ihre Büros angewiesen, großzügig mit den Buchungen umzugehen. Alle Tickets, auch die Billigangebote, sollen auf andere Termine umgelegt werden. Zudem soll ein Servicetelefon für Reisende eingerichtet werden. Womöglich werden Passagiere auch in Tegel oder Tempelhof abgefertigt und dann per Bus nach Schönefeld gefahren.

Der Streik der Müllabfuhr ist indes ein guter Anlaß, um konsequente Mülltrennung zu üben. Papier und Pappe, Metall und Glas kann unbesorgt in der Wohnung gesammelt werden, ohne daß es stinkt. Wenn die Abfalltonne im Hof dennoch schon übervoll ist, dann am besten die Müllsäcke verschnürt danebenstellen. Denn alles, was überquillt, umkippt oder aufreißt, geht als Gestank wieder in die eigene Nase. sev/usche

Siehe auch Seiten 3 und 22