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UNTERM STRICH

Der Streik im öffentlichen Dienst hat am Freitag auch die Ruhrfestspiele in Recklinghausen eingeholt. Das für die Zeit bis zum 12. Juli geplante 46. Festival wurde am Maifeiertag nicht, wie vorgesehen, nach der der örtlichen DGB-Maifeier eröffnet. Der Betriebsratsvorsitzende der Ruhrkohle-Zeche „General Blumenthal“, Wolfgang Grewe, kündigte an Stelle des Auftaktzeichens an, daß die Gesellschafter der Festspiel-GmbH noch am selben Tag über Beginn oder Ausfall entscheiden wollten. Träger der Festspiele sind zu gleichen Teilen der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) und die Stadt Recklinghausen.

Schon in den vergangenen Tagen waren der Festivalleitung und Mitarbeitern Streikbruch vorgeworfen worden. Der Kreisvorsitzende der Gewerkschaft Öffentliche Dienst, Transport und Verkehr (ÖTV), Rolf Petermann, wies in einer Diskussionsrunde am Freitag darauf hin, daß im Festspielhaus zum Streik aufgerufene städtische Bedienstete arbeiteten. Wenn andere Theater bestreikt würden, könne man nicht dort, wo man selbst betroffen sei, eine Ausnahme machen. Auch die ÖTV gehöre zu den Finanziers des Festivals. Petermann trat dafür ein, die Ruhrfestspiele auszusetzen, solange Theater vom laufenden Arbeitskampf erfaßt seien. Die gleiche Auffassung vertrat der Hauptredner der vorangegangenen DGB Mai-Kundgebung, Postgewerkschaftsvorsitzender Kurt van Haaren.

Der scheidende Münchner Opernchef Wolfgang Sawallisch sieht die Opernfestspiele 1993 durch Verzögerungen bei der Renovierung des Nationaltheaters gefährdet. Den Baubehörden warf er am Donnerstag in München vor Journalisten Saumseligkeit und mangelndes Verständnis für den internationalen Ruf des Nationaltheaters und seiner Festspiele vor. Staatssekretär Herbert Huber vom bayerischen Innenministerium wies die Vorwürfe am Freitag als „schlechte Abschiedsinszenierung“ Sawallischs zurück. Die Bauverwaltung werde alles daransetzen, um die Opernfestspiele 1993 nicht zu gefährden. Sawallisch hatte den Baubehörden vorgeworfen, den Zeitplan für die Sanierung der Bühnenhydraulik im Münchner Nationaltheater nicht einzuhalten. Der Plan sieht die Schließung des Hauses für Renovierungsarbeiten vom 1. August 1992 bis Ende Mai 1993 vor. Die für spätestens Mitte März vorgesehene Auftragserteilung an Firmen sei nicht erfolgt und keine abschließende Entscheidung über die Durchführung der Baumaßnahmen getroffen worden, kritisierte Sawallisch.

Bereits zwischen 1986 und 1989 war das Nationaltheater wegen baulicher Mängel zeitweise geschlossen gewesen. Aber erst vor einem Jahr wurde die eigentliche Ursache der technischen Störungen entdeckt: Bakterienbefall der Hydraulik. Staatssekretär Huber räumte ein, daß die Sanierung der Bühnenmaschinerie erhebliche technische Schwierigkeiten bereite. Verschiedene Sanierungskonzepte lägen derzeit dem Kultusministerium zur Entscheidung vor. Er gehe davon aus, daß sich das Ministerium umgehend für eine Variante entscheide, die Zustimmung des Haushaltsausschusses einhole und den Bauauftrag erteile, sagte Huber.

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