■ VOM STREIK ZUM BIKE: Jetzt sind die Sonntagsfahrer unterwegs - einfach grauenhaft
VOM STREIKZ U MB I K E Jetzt sind die Sonntagsfahrer unterwegs — einfach grauenhaft
Joachim Zeisel, 39, freier Ingenieur
Ich bin Profi-Fahrer, ich radle jeden Morgen quer durch Kreuzberg und Charlottenburg zu meinem Büro. Durch den Streik ist es auf den Fahrradwegen chaotisch geworden. Jetzt treten Sonntagsfahrer die Pedale. Sie achten nicht aufeinander — grauenhaft. Ich als alter Hase hoffe, daß die U-Bahn bald wieder fährt, damit wir wieder Platz haben. Ich wünsche mir einen zwei Meter breiten Fahrradweg vom Schlesischen Tor bis zum Theodor-Heuss-Platz. Das Fahren auf der Skalitzer Straße und der Gitschiner Straße ist einfach lebensgefährlich.
Ich fahre ständig und bin so gut trainiert, daß ich sogar den Wedding schaffe. Gefährlich wird das Radfahren auch, weil die Räder immer schneller werden — dann knallt's. Allein in den letzten Tagen habe ich zwei Unfälle gesehen, in die Radfahrer verwickelt waren. Im Moment passen die Autofahrer besser auf. Sonst fühle ich mich oft behindert. Die Radwege müßten mal ordentlich gekehrt werden. Da liegen so viele Scherben, daß ich wöchentlich einen Platten habe. Aber wenn ich auf die Straße ausweiche, werden die Autofahrer sauer.
Ich komme gerade von der Vorbesprechung unserer Prüfung. Ohne Rad wäre ich nicht dahin gekommen. Normalerweise komme ich mit meiner Monatskarte überall herum. Ich habe keine Lust, immer mit dem Rad zur Arbeit zu fahren, da ermüde ich. Ich fahre aus Spaß Rad, also ich fahre irgendwo spazieren. Der Streik schafft keine neuen Probleme im Verkehr — nicht für mich. Es dürfte nicht so viele Unterbrechungen bei den Radwegen geben, weil man da absteigen muß. Nach dem Streik werde ich wieder U-Bahn fahren. Fotos: Mike Hughes/Sequenz
Umfrage: Jantje Hannover
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