: License to kick
■ Der FC Berlin hat Geld, aber sportliche Probleme für das Ziel zweite Liga, Blau-Weiß fehlt es an allem
Berlin. „Nach vorne!“ versuchten die Zuschauer den Spielern des FC Berlin immer wieder wichtige Orientierungshilfen zu geben, allein, es half nicht viel. Regenschauer und Sturmböen, gepaart mit dem für die Berliner nunmehr unwichtigen vorletzten Spiel der Amateurliga gegen den Zweiten Greifswald.
„Das wird nichts“, ahnten manche der 506 EintrittszahlerInnen schon sehr früh. Die Greifswalder, für die immerhin noch die Pokalteilnahme in der nächsten Saison auf dem Spiel stand, gingen denn auch in der 44. Minute durch einen Herrn Bullerjahn in Führung. In der zweiten Halbzeit gelang dem FCB durch einen Flugkopfball von Jens Reckmann immerhin der Ausgleich, nachdem man zuvor immer wieder an dem guten Greifswalder Torhüter Jörg Böhme gescheitert war.
Unwichtige Spiele sind eben unwichtige Spiele, die volle Konzentration der Ostberliner gilt der am 22. Mai startenden Relegationsrunde. „Die Lizenz für die zweite Liga haben wir schon“, sagte Manager Dieter Fuchs, allerdings ist sie verbunden mit der Auflage, nicht mehr als 2,3 Millionen Mark für den Lizenzspielerbereich auszugeben.
Während sich der Lokalrivale und Mit-Aufstiegsaspirant Union mit gleich vier jungen afrikanischen Spielern verstärkt, setzt man beim FC auf den eigenen Nachwuchs.
Nach der großen Abwanderungswelle des letzten Jahres ist man sicher, bis auf drei oder vier Spieler die Mannschaft zusammenhalten zu können, doch in der Relegation wird es — verletzungsbedingt — voraussichtlich erst mal eng: 16 gesunde Spieler stehen zur Verfügung, da muß eben auch die A-Jugend ran. Und wenn der Aufstieg nicht klappt? „Kein Problem, wir haben eine so gute Nachwuchsarbeit, wir können noch jahrelang weitermachen!“ sagt Fuchs, und immerhin gab es bei diesem Spiel schon die ersten Werbetafeln zu bestaunen...
Schwierigkeiten ganz anderer Art drücken hingegen einen Verein, welchem FCB oder Union demnächst in irgendeiner Liga begegnen könnten: Die Blau-Weißen aus Mariendorf haben wieder einmal Lizenzprobleme. Geschäftsführer Bernd Lindner aber sieht keinen Anlaß zur Besorgnis: „Eine Lizenzverweigerung war das nicht. Man hat uns lediglich aufgefordert, unser Konzept nochmals zu überdenken!“
Immerhin würde man nunmehr die ausstehenden Spielergehälter bezahlen, die in verschiedenen Zeitungen so groß beschriebene angebliche Pleite wäre daher nicht weiter ernst zu nehmen. Bei Blau- Weiß ist man Lizenz-Hickhack gewohnt, „wir haben sie noch nie im ersten Anlauf bekommen!“ meint Lindner. Die bisherige Finanzplanung ist „sehr realistisch“, man geht von 2.000 Zuschauern pro Spiel aus und hofft, die angehäuften Altschulden endlich abzubauen. „Es ist schon merkwürdig“, wundert sich der Geschäftsführer, „als wir kaum Geld ausgegeben haben und uns ausschließlich mit Berliner Spielern verstärkten, standen wir ganz oben, und nun, nachdem wir so viel investiert haben, stehen wir ganz unten.“
Denn auch wenn es noch klappt mit der Lizenz, müssen die Blau- Weißen anschließend noch in der Relegation den Klassenerhalt schaffen. Doch Blau-Weiß wäre kein Berliner Verein, wenn man nicht ganz andere Ziele hätte: „Mittelfristig ist die erste Liga unser realistisches Ziel“ (Lindner). Und ganz realistisch rechnet man dort dann mit 21.000 Zuschauern im Schnitt...
Schließlich, wie unsere diesjährige Grand-Prix-Loosergruppe schon sang: „Träume sind für alle da.“ In manchem Fall wäre es allerdings angebracht, ein bißchen aufzuwachen. Elke Wittich
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