Rabbiner entscheidet in der nächsten Woche

Hamburg (taz) — Der Oberrabbiner von Jerusalem, Jitzchak Kulitz, der kraft seiner religiösen Autorität den Streit um den jüdischen Friedhof in Hamburg-Ottensen schlichten soll, flog gestern morgen nach Jerusalem zurück. Er verabschiedete sich am Flughafen mit der abgeklärten Information, der Konflikt um den von den Nazis zerstörten Friedhof sei ein „sehr, sehr schwieriges Problem“. Zwei Tage lang habe er sich einen Überblick über die Situation verschafft und mit den betroffenen Seiten, mit dem Bürgermeister, der Jüdischen Gemeinde Hamburgs, der Gesellschaft zur Erhaltung heiliger jüdischer Stätten (Athra Kadisha) und der Polizei, gesprochen. Sein „definitives Gutachten“ werde er in der nächsten Woche persönlich in Hamburg vorstellen. Gegen die Bebauung des Geländes mit einem Einkaufszentrum hatten seit Monaten orthodoxe Juden aus aller Welt demonstriert. Auch sie wollen Kulitz' Entscheidung akzeptieren. Den Investoren gab Kulitz einstweilen grünes Licht, die oberirdischen Abrißarbeiten fortzusetzen.

Im Namen eines englischen Oberrabbiners, dessen Urgroßvater auf dem Ottenser Friedhof beerdigt ist, erhob am Montag der Hamburger Rechtsanwalt Nikolaus Piontek Beschwerde beim Bundesverfassungsgericht. Die Beschwerde richtet sich gegen die Entscheidung des Hamburger Oberverwaltungsgerichts, das den vom Verwaltungsgericht verhängten Baustopp Anfang Mai wieder aufgehoben hatte. jk