DOKUMENTATION: „Ich schäme mich“
■ Brief Peter-Jürgen Boocks an Bundespräsident Richard von Weizsäcker
Sehr geehrter Herr Bundespräsident von Weizsäcker,
Ich möchte Ihnen hiermit anheimstellen, mein bei Ihnen anhängiges Gnadengesuch niederzuschlagen, da es — was meine Person, meine Beteiligung an den Aktionen der RAF und meine objektive Position in dieser Gruppe angeht — auf unzutreffenden Voraussetzungen beruht. Ich habe es in der Vergangenheit nicht geschafft, zu den Taten zu stehen, an denen ich beteiligt war. Ich war bis zum heutigen Tag zu feige und zu ängstlich, mich hinsichtlich meiner Beteiligung an den Aktionen der RAF zu offenbaren. Insbesondere, was meine Rolle und meine Funktion bei den mörderischen Anschlägen auf Herrn Ponto und Herrn Schleyer und seine Begleiter angeht, habe ich bisher die Unwahrheit gesagt. Ich habe mich nun entschlossen, diesem unwürdigen Zustand ein Ende zu machen und gegenüber der Bundesanwaltschaft über meine Beteiligung an diesen Anschlägen umfassend auszusagen. Andere Beteiligte werde ich auch jetzt nicht nennen oder belasten, den Kronzeugenstatus strebe ich nicht an. Ich schäme mich, daß ich in der Vergangenheit nicht den Mut aufgebracht habe, mich zu meinem wirklichen Anteil an den RAF-Anschlägen zu bekennen.
Sehr geehrter Herr Bundespräsident, ich hoffe sehr, daß Sie sich bei eventuellen zukünftigen Gnadengesuchen anderer ehmaliger RAF-Mitglieder nicht von den negativen Erfahrungen mit meiner Person beeinflussen lassen. Menschen, die sich ehrlich aus den Verstrickungen des Terrorismus gelöst haben, verdienen es, daß ihnen die Chance einer Rückkehr gewährt wird.
Ich kann Sie nur um Entschuldigung für mein unredliches Verhalten bitten,
mit vorzüglicher Hochachtung, Peter-Jürgen Boock, 24.3.92
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