Kroatien holt Kroaten aus Bosnien heim

Berlin (ap/dpa/taz) — Das politische Geschäft in Ex-Jugoslawien ist immer für neue Überraschungen gut: Kroaten und Muslimanen haben sich darauf geeinigt, die kroatischen Gebiete in West-Herzegowina in einer „Konföderation“ mit Kroatien zusammenzuschließen. Damit hat Kroatien faktisch einen Teil der bosnischen Republik übernommen. In einer im Zagreber Fernsehen verlesenen Erklärung hieß es, „konföderale Beziehungen zwischen den souveränen Staaten Bosnien-Herzegowina und Kroatien sind für Muslimanen und das kroatische Volk akzeptabel.“

Die Verwirklichung der Konföderation zwischen Kroatien und der West-Herzegowina solle sofort beginnen, hieß es in der Erklärung ferner. Verhandlungen über die zukünftige Verfassung Bosniens mit den „extremistischen Serben der Serbischen Demokratischen Partei (SDS)“ Bosnien-Herzegowinas wurden ausgeschlossen. Die Auflösung Jugoslawiens und die Gründung einer „neuen Republik Bosnien-Herzegowina“ entsprächen den „historischen Bestrebungen“ seiner Bürger, die durch die Volksabstimmung vom 29.Januar bestätigt worden seien. In der Volksabstimmung hatte sich die überwältigende Mehrheit der Bosniaken für die Unabhängigkeit der Republik ausgesprochen.

Der türkische Ministerpräsident Demirel forderte zur Beendigung des Blutvergießens in Bosnien und auch in Berg-Karabach internationale Militärinterventionen. Demirel erinnerte an die UNO-Aktion gegen den Irak. „Die zivilisierte Welt kann nicht zusehen. Die Welt muß das Blutvergießen verhindern.“

Unterdessen wurde in Sarajevo ein neuer Waffenstillstand vereinbart, der die Grundlage für den Abzug der Armee aus Sarajevo, Travnik, Zenica und Konjic unter Zurücklassung der schweren Waffen regelt. Kurz nach der Unterzeichnung vollführten Kampfflugzeuge der jugoslawischen Luftwaffe Flugmanöver über der Stadt.

Der Bonner Vertreter des Hohen Flüchtlingskommissars der Vereinten Nationen (UNHCR), Walter Koisser, hat an die Bundesregierung appelliert, die Grenzen für Flüchtlinge aus dem ehemaligen Jugoslawien offen zu halten. Angesichts des unbeschreibbaren Leids dieser Menschen gelte es mehr denn je, den Kerngedanken des Asylrechts zu bewahren: Jenen Schutz und Zuflucht zu gewähren, die Opfer von Gewalt, Verfolgung und Unterdrückung geworden seien. Die Innenminister der Länder forderte er auf, abgelehnte Asylbewerber aus dem ehemaligen Jugoslawien und insbesondere Wehrdienstverweigerer nicht abzuschieben, bis sich die Lage entspannt habe. Ausdrückliche Anerkennung zollte Koisser der bislang großzügig gehandhabten Aufnahmepraxis. Der UNHCR-Vertreter forderte Bonn auf, diese Haltung gerade gegenüber Kriegsflüchtlingen aus Bosnien- Herzegowina auch in Zukunft beizubehalten. Die vor kurzem eingeführte Visumpflicht dürfe humanitären Anforderungen nicht entgegenstehen. er