: Sportboykott gegen Jugoslawien
■ Der Sport schließt sich der UN an: Jugoslawien darf nicht an der Fußball-Europameisterschaft in Schweden teilnehmen/ Dänemark rückt nach
Stockholm (dpa) — Jugoslawien darf nicht an der Fußball-Europameisterschaft in Schweden teilnehmen. Der Weltverband (FIFA) und die Europäische Fußball-Union (UEFA) folgten am Samstag abend erwartungsgemäß den vom UN-Sicherheitsrat in seiner Resolution 757 verabschiedeten Sanktionen gegen Serbien und Montenegro, die einen Sportboykott umfassen, und schlossen Jugoslawien vorbehaltlich der — erwarteten — Zustimmung durch das Exekutivkomitee der FIFA am Montag von allen internationalen Wettbewerben aus. Dies umfaßt auch die nach der EM beginnende Qualifikation für die Weltmeisterschaft.
Damit wird Dänemark Jugoslawiens Platz in der EM-Vorrundengruppe I einnehmen, das in der Qualifikationsgruppe 4 den zweiten Platz belegt hatte.
„Die Suspendierung Jugoslawiens wird so lange aufrechterhalten, wie die UN-Sanktionen Gültigkeit haben“, so Joseph Blatter (Schweiz), Generalsekretär des Weltverbandes FIFA. „Unter sportlichen Gesichtspunkten ist die Entscheidung, Jugoslawien auszuschließen, nicht leicht gefallen. Doch der Sport muß sich nun einmal den Entscheidungen der Politik beugen.“
Der schwedische UEFA-Präsident Lennart Johansson hatte bereits am Freitag angekündigt, daß sein Verband die UN-Entscheidung respektieren wolle.
Dänemarks Nationaltrainer Richard Möller-Nielsen bezeichnete den Beschluß der internationalen Fußball-Verbände in einer ersten Stellungnahme als „gerecht“. „Die jugoslawische Mannschaft, die die Qualifikation bestritten hat, existiert schließlich nicht mehr“. Als „große Überraschung“ wertete der jugoslawische Verbandspräsident Voja Raicievic, der sich mit der Mannschaft im Trainingslager im schwedischen Leksand aufhält, den Sportboykott gegen sein Land.
Noch offen ist, wie andere internationale Sportorganisationen auf den UN-Beschluß reagieren werden. Dies gilt besonders für das Internationale Olympische Komitee (IOC).
Monica Seles, die jugoslawische Nummer eins der Damen-Weltrangliste im Tennis, darf offenbar trotz der Sport-Sanktionen gegen ihr Heimatland weiter an den French Open in Paris teilnehmen.
Der französische UNO-Botschafter Jean Bernard Merimee fand einen Ausweg in einer Erklärung nach der Abstimmung: Frankreich „disassoziiere“ sich von dem Sportboykott, weil Serbien schließlich nicht die Apartheid-Praktiken Südafrikas angewandt habe. Er verwies pointiert darauf, daß die auszuschließenden Sportler Jugoslawien „repräsentieren“ müßten. Die Seles, wollte er damit offenbar andeuten, repräsentiere vor allem sich selbst.
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