: „Sponsor“ von TuS-Walle vor Gericht
■ Bäcker aus Unterfranken verlor 250.000 Mark an Brüggemanns „Contracta“
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Als Sponsor von TuS-Walle läßt sich Volker Brüggemann gern feiern. „Sein“ Geld steckte er in die Handballerinnen. Wie er „sein“ Geld verdient - mit „Warenterminhandel“ -, beschäftigt die Staatsanwaltschaft: die Anklageschrift gegen Brüggemann ist seit einem Jahr fertig. Vorwürfe wie Betrug, betrügerischer Konkurs, Verstoß gegen das Börsengesetz stehen im Raum. Dutzende von Leuten quer durch die Republik haben Brüggemann ihr Geld anvertraut — und verloren. Das sind die eigentlichen „Sponsoren“ von TuS-Walle, unfreiwillig.
Einer von ihnen stand gestern vor Gericht, ein Bäcker aus Aidhausen in Unterfranken, 25 Kilometer vor Schweinfurth. Er hat Brüggemanns Firma „Contracta-Rohstoffhandel“ 1988/89 seine ganzen Ersparnisse gegeben, Kredite aufgenommen und sein Haus verpfändet. Insgesamt hat er ihm 270.000 Mark anvertraut — 121.000 davon hat Brüggemanns Firma einbehalten, 100.000 verspekuliert. Ganze 20.000 Mark hat der Bäcker wiedergesehen. Sein Leben lang wird er die Schulden abzahlen.
Wie kommt Brüggemanns Contracta an einen Bäcker aus Unterfranken? „Irgendwann angerufen“ worden sei er, am Telefon habe man ihm großen Gewinn versprochen; die vorschriftsmäßige Warentermin-Broschüre habe er auch durchgelesen, sagt er, „i hob des net b'griffen. Er hat gsogt, das broachen'S net, i moach des ois für Sie“, erzählte der Bäcker vor dem Bremer Gericht. In der Broschüre steht viel von den Risiken der Warentermin-Spekulation und auch, daß der Warenterminhändler 45 Prozent des Einsatzes seiner Kunden als Provision und Gebühr selbst einstreicht. Das bedeutet: Für eine Option, deren Wert an der Warenbörse auf 10.000 Mark taxiert wird, zahlt der Anleger bei Brüggemann 18.000 Mark. Er muß verlieren, nur Brüggemanns Firma verdient gut daran.
Der Bäcker aus Aidhausen gab 12.000 Mark für eine Weizenoption und verlor, er gab 41.000 Mark für eine Zuckeroption und verlor, er gab 21.000 Mark und verlor. Warum der Bäcker dem gestern angeklagten Brüggemann-Telefonverkäufer so sehr vertraute, versteht er heute selbst nicht mehr. Er glaubte einfach an ihn, die Contracta schickte Christstollen per Eilboten und der Bäcker kaufte zehn Zentner Zucker im Vorrat, weil Brüggemanns Leute ihm erzählt hatten, die Zuckerpreise würden steigen. Der Telefonverkäufer kam sogar nach Unterfranken, hielt „Brotzeit“ mit dem Bäcker und fuhr mit Schecks über 100.000 Mark nach Bremen zurück. „Einmal gewinnen Sie doch“, habe man ihm gesagt. Der Bäcker ging zur Bank und verpfändete für neue 100.000 Mark sein Haus.
Ob er die ersten Male wirklich den Angeklagten an der Strippe gehabt hatte, wie er 1990 bei der Kripo aussagte, da ist der Bäcker sich auf Nachfrage des Richters nicht mehr ganz sicher. Als er in das dritte „Geschäft“ einwilligte, da hatte er schon schriftlich, daß die ersten mit Totalverlust geendet hatten. Da müsse er gewußt haben, findet schließlich auch der Staatsanwalt Baumgarte, auf welches Risiko er sich einließ. Nur Ausnutzung von „Unwissenheit“ aber ist strafbar — Freispruch für den Angeklagten.
Sein Geld hätte der Bäcker eh nicht wiedergesehen. Zwar hatte die Contracta üppigen Umsatz gemacht (1986: 15 Millionen, 1987: 24 Millionen) und dank des 45 Prozent-Abschlages erhebliche Gewinne, die sind aber weg: Die Contracta-Rohstoffhandel hat Konkurs angemeldet, in denselben Räumen arbeitet nun die „Contracta futures“. Sie haftet nicht für die alte Contracta, sie hat nur Adresse und Telefonnummern übernommen und zahlt Steuern, die nach Spenden schreien. Nur so konnte dem TuS- Walle der große Sponsor erhalten bleiben. K.W.
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