Streit um Europäische Zentralbank: Wird Helmut Kohl wortbrüchig?

Frankfurt/Main (taz) — „Mit seiner zentralen Lage in Europa und als Finanzplatz der stärksten Industrienation der Gemeinschaft bietet sich Frankfurt als Sitz der Europäischen Zentralbank politisch und logisch geradezu an.“ Das Kanzlerwort vom Januar 1992 steht — wie andere Kanzlerworte — zur Disposition. Im Umfeld der EG-Kommission in Brüssel kursieren bislang undementierte Gerüchte, wonach die Bundesregierung heute mit Bonn als Standort für die Eurobank liebäugele.

Während auf dem Listenparteitag der Frankfurter Grünen am Sonnabend von einem „Affront der Bundesregierung gegen die rot-grüne Finanzmetropole“ die Rede war, erklärte OB Andreas von Schoeler, daß sich sowohl das Bundeskanzleramt als auch das Bundesfinanzministerium bislang immer für Frankfurt eingesetzt hätten: „Da Frankfurt der Finanzplatz Deutschlands ist, wäre jeder andere Standort ein Treppenwitz.“ Die Stadt, so von Schoeler, werde „weiter kämpfen“. Neben Frankfurt bewerben sich noch London, Mailand, Paris und Brüssel darum, Sitz der EG-Zentralbank zu werden. kpk