piwik no script img

Nigerias Militärregime verhaftet Oppositionelle

Berlin (taz) — Nigerias Militärregierung hat die prominentesten Menschenrechtler und Oppositionellen des Landes verhaftet und plant nach Oppositionsangaben, sie wegen Hochverrats vor Gericht zu stellen. Beko Ransome-Kuti, Vorsitzender des Oppositionsbündnisses „Campaign for Democracy“, sein Rechtsvertreter Chief Gani Fawehinmi, der Führer der verbotenen „National Association of Nigerian Students“, Olusegun Mayegun, dessen Pressesprecher Sylvester Odion, der Anwalt Femi Falana und andere Regimekritiker wurden innerhalb der letzten vier Wochen festgenommen. Sie werden seitdem unter einer Rechtsbestimmung festgehalten, die unbegrenzte Haft ohne Prozeß ermöglicht. Fünf der Festgenommenen wurden Anfang der Woche in einem Dorfgericht, 800 Kilometer von Lagos entfernt, vor Gericht gestellt. Nach Augenzeugenberichten waren Ransome-Kuti und sein Anwalt so schwer mißhandelt worden, daß sie nicht aus eigener Kraft laufen konnten.

Justizminister Clement Akpamgbo machte die Verhafteten für die schweren Unruhen vom Mai in Lagos verantwortlich und sagte, sie hätten einen „Geheimplan für einen illegalen Regierungswechsel“ ausgeheckt. Die Studentengewerkschaften haben inzwischen mit einer „beispiellosen Kraftprobe“ gedroht, falls die inhaftierten Studentenführer nicht bis Ende der Woche freikommen.

In Nigeria sollen bis Jahresende freie Präsidentschaftswahlen stattfinden, so daß zum 1. Januar 1993 die amtierende Militärjunta unter General Ibrahim Babangida die Macht an einen gewählten Präsidenten abgeben kann. Das Oppositionsbündnis „Campaign for Democracy“ befürchtet jedoch, daß das Militär letztendlich nicht die gesamte Macht abgibt, und fordert die Einberufung einer Nationalkonferenz vor den Wahlen. D.J.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen