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Das Feuer brach an mehreren Stellen aus

■ Polizei vermutet vorsätzliche Brandstiftung in Schöneberg/ Brandhaus sollte zwangsversteigert werden

Schöneberg. Die Umstände, unter denen am Mittwoch früh der 500 Quadratmeter große Dachstuhl eines Wohnhauses an der Winterfeldtstraße 7 abbrannte, werden immer dubioser. Schon am Mittwoch ging die Polizei von einer vorsätzlichen Brandstiftung aus, da das Feuer an mehreren Stellen gleichzeitig im Vorderhaus und Seitenflügel ausbrach. Es fand sich auch eine Flasche mit einem angesengten Lappen. Ob ein Molotowcocktail den Brand auslöste, wird noch untersucht. Inzwischen sprechen die Mieter offen von einem »warmen Abriß« und führen für ihre Vermutung ein nicht unwesentliches Indiz an: Um an den Brandherd zu gelangen, mußte die Feuerwehr nach den Bekundungen der Bewohner erst den mit Vorhangschlössern abgesperrten Dachboden aufbrechen. Grund: Lediglich der offenbar abwesende Hauswirt habe Schlüssel zu den Dachräumen gehabt.

Den sechsgeschossigen Altbau hatte erst kürzlich zur Überraschung der Mieter die Wittenauer Immobilienverwaltungsgesellschaft eines Hans-Ulrich B. übernommen. Die Gesellschaft schien ein schlechtes Geschäft gemacht zu haben, denn der Altbau war hoch mit Hypotheken belastet. Weil der Vorbesitzer F. Grundschulden bei der Berliner Pfandbriefbank in Höhe von 3,5 Millionen Mark nicht bezahlen konnte, ordnete das Schöneberger Amtsgericht schon einmal ab November 1990 die Zwangsversteigerung an. Dieses Schicksal ereilte F. danach erneut, als er die Gebühren für Müllabfuhr, Strom und Wasser nicht bezahlte. Dabei hegte er ursprünglich große Pläne: An der Winterfeldtstraße sollten das Vorderhaus und der brandbetroffene Seitenflügel mit allem Drum und Dran modernisiert werden, der erstgenannte Gebäudeteil sogar nur mit privaten Mitteln. Doch es kam ganz dick: Zum 25. Juni ordnete das Schöneberger Amtsgericht die Zwangsversteigerung des Grundstücks an. Verkehrswert: 3.445.500 Mark. Angesichts des eiligen Besitzwechsels der Immobilie — ein Mieter: »Von Freund zu Freund« — ist der Termin nun aufgehoben.

B. gilt bei der Brandinspektion der Kripo wiederum als alter Pappenheimer. Kriminalhauptkommisar Werner Breitfeld: »Der hat viele Häuser, bei dem brennt's natürlich öfter. Die Zahl von 15 bis 20 Bränden wird da schon hinkommen. Da haben wir uns lange schon drüber Gedanken gemacht.« Seine Gedanken über den neuerlichen Brand machte sich auf Anfrage auch Schönebergs Baustadtrat Uwe Saager (SPD): »Ich halte einen versuchten Versicherungsbetrug für denkbar.«

Hauptleidtragende des Dachstuhlbrandes, bei dem sich die Flammen teilweise in die darunterliegenden Wohnungen durchfraßen, sind bislang freilich die verzweifelten Mieter. Bis hinunter zum 2. Stock sind Wohnungen unbenutzbar geworden. Fritjof Zimmermann aus dem 4. Stock des Vorderhauses sarkastisch: »Ich kann plötzlich von oben die Sonne sehen.«

Trotz der ins Kraut schießenden Grundstücksspekulation im wiedervereinigten Berlin vermag die Polizei beim sogenannten »warmen Abriß« eigentlich generell eher eine abnehmende Tendenz erkennen. Zwar brannten im heiß umkämpften Ostteil im letzten Jahr allein 48 Dachstühle, und dieses Jahr waren es bis dato bereits 17. Es sei indes kein einziger Täter ermittelt worden, der die Dachstühle im Auftrag angezündet habe, erläuterte Kripo-Brandspezialist Werner Breitfeld. Thomas Knauf

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