: Gnadenlos ins Gegenteil verkehrt-betr.: "Death Metal - die Welt zertrümmern" von Klaus-Peter Klingelschmitt, taz vom 23.6.92
betr.: „Death Metal — die Welt zertrümmern“, von Klaus-Peter Klingelschmitt, taz vom 23.6.92
Im oben genannten Artikel stellen Sie einige Behauptungen auf, die falscher nicht seinerzeit in Report hätten auftauchen können. [...]
„Beim Konzert der Gruppe Napalm Death konnten die Anhänger dieser Death Metal-Gruppe bei einem Quiz Vorschlaghämmer für die propagierte Zerstörung der Welt gewinnen.“
a)Bei keinem Konzert der Band wurden Verlosungen durchgeführt.
b)Napalm Death konnte man zu keinem Zeitpunkt ihrer immerhin zwölfjährigen Karriere als Death- Metal-Band bezeichnen, da die für diese Kategorisierung notwendigen Bestandteile wie zum Beispiel Texte, die sich mit Tod, Satanismus oder ähnlichem beschäftigen, komplett fehlen. Zur Lektüre empfehle ich ein N.D.-Textbooklet.
c)Die „Vorschlaghämmer“ waren 200 normale Haushaltshämmer, zirka 500 Gramm schwer und bestens dazu geeignet, kleine Renovierungsarbeiten durchzuführen. Mein acht Monate alter Sohn spielt begeistert mit einem dieser Hämmer, den er problemlos heben und halten kann. Falls gewünscht, sende ich ein Foto.
d)„propagierte Zerstörung der Welt“: die Marketing-Kampagne für N.D. lief unter dem Slogan „Campaign For Musical Destruction“. Weitere Kommentare sind hierzu wohl unnötig, zur Not hilft Langenscheidts Englisch-Deutsch.
Aus meinem persönlichen Erfahrungshintergrund kann ich noch hinzufügen, daß Barney, Shane und die anderen Bandmitglieder durchweg aufrechte, „socially aware“, sehr ausländerfreundliche Menschen, politisch sicherlich das, was man gemeinhin als links bezeichnet (Sie erinnern sich?) und, gerade auch im Konzert und im Kontakt mit ihren Fans, so freundlich und kumpelhaft sind, wie ich es bei kaum einer anderen Band erlebt habe. [...] Carsten Stricker, Rough Trade Rec. GmbH, Leiter Marketing, Herne
[...] Daß Bands wie Obituary oder Pestilence angeblich faschistisches, rassistisches und sexistisches Gedankengut transportieren, ist geradezu lächerlich. Obituary sind seit ihrer ersten Scheibe vor drei Jahren dafür bekannt, daß sie überhaupt keine Texte haben und die Stimme als eine Art Instrument benutzen. Um Obituary gab es im letzten halben Jahr tonnenweise Stories, aus denen hervorgeht, daß sie in ihrer Freizeit am liebsten am Strand liegen und Bier trinken (fast schon stinklangweilige Durchschnittsbürger, die Jungs aus Florida), und vor allem politisch völlig desinteressiert sind. Das ist auch mit der Erfolg dieser Band (zumindest inhaltlich), die den Zeitgeist der Neunziger trifft. Unsereins, der mindestens 15 Jahre älter ist, legt wesentlich mehr politisches Bewußtsein an den Tag als der klassische Teenager der Neunziger.
Wir Ihr die Band Gwar überhaupt ernst nehmen könnt, ist mehr als erstaunlich. Diese Band ist die perfekte Parodie auf die amerikanische Gesellschaft und spielt mit gesellschaftlichen Tabus, wie künstlichem Spermaspritzen und Plastikdarmgewühle auf der Bühne. Ihr werdet wohl noch nie eine dieser Gwar-Shows live gesehen haben, sonst hättet Ihr (den Intellekt trau' ich Euch selbst jetzt noch zu) die Ironie und die Anspielungen auf die Macht der Medien begriffen. Ist es nicht herrlich, an diesem Beispiel sehen zu können, wie die Medien, wenn sie Aussagen wie „wir schalten Amerika aus“ paranoid überbewertend, aus einer Handvoll amerikanischer Durchschnittstrottel eine Gefahr für die Welt machen?
Kleiner Tip von meiner Seite: Seht zu, daß Ihr Euch um zahllose Mißstände in unserer korrupten Regierung kümmert und Euch nicht in Eurer eigenen Subkultur den Boden unter den Füßen wegzieht. Henk Hakker, Head of Promotion Roadrunner Records, Köln
Als permanenter Veranstalter von Trash- und Death-Metal-Konzerten und Mitveranstalter des Open Airs in Jena finde ich den von Herrn Klingelschmitt produzierten Artikel nur skandalös. Er verzerrt Tatsachen, blamiert sich durch Uninformiertheit und betreibt eine gewisse Form von Volksverhetzung. Besonders die Texte und Anliegen von Bands wie Napalm Death, Pestilence, und Obituary werden gnadenlos ins Gegenteil verkehrt. Im beschriebenen Publikum — das im übrigen mehr Anti- Nazi-Aufkleber trägt als irgendein anderes — sehe ich vielmehr ein immenses Protestpotential, das durchaus in der Lage ist, sich mit politischen und gesellschaftlichen Zusammenhängen auseinanderzusetzen; die Bands dieses Genres geben dazu vermutlich noch drastischer und konsequenter Argumentationshilfe wie unsereins weiland Ton Steine Scherben, Dylan oder Bob Marley. Ungern erinnern wir uns an genauso blödsinnige Unterstellungen an die Adresse von ehrwürdigen Künstlern wie The Doors, Kiss, David Bowie, Blue Oyster Cult u.v.a. Ähnlich absurd auch der Inhalt dieses Artikels.
Völlig aus der Luft gegriffen auch der Vorwurf, im Zusammenhang mit dem Jena-Festival hätte es Ausschreitungen vor Asylantenheimen gegeben. Als jemand, der sowohl mit dem Publikum als auch mit den Behörden im Kontakt stand — und der sich nachts an Mahnwachen vor Asylantenheimen beteiligt, wäre mir dies zuallererst bekanntgeworden. Klingelschmitt sollte als Konsequenz für diesen peinlichen Schmähartikel sein Zeilengeld an eines der zahlreichen Trash- und Death-Metal-Fanzines spenden, die im Gegensatz zu ihm ihre Leser korrekt informieren.
Im übrigen: Entschuldigen oder „Fuck off and die“! Peter Harasim,
Convertbüro Franken, Nürnberg
[...] Man muß die Musik von Bands wie Napalm Death oder anderen nicht mögen, mir geht das Geklopfe auch auf den Geist, allerdings muß man gerade der genannten englischen Band zugestehen, daß ihre politischen Aussagen und Intentionen die eines Herrn Klingelschmitt jederzeit auf der linken Spur überholen. Kann er kein Englisch oder hat er sich einfach die Mühe erspart, mal auf die Texte zu achten?
Mir sind keinerlei Auftrittsverbote für Death-Metal-Bands im süddeutschen Raum bekannt, obwohl meine Agentur einer der größten Konzertveranstalter dort ist. So weit ist's Gott sei Dank noch nicht mit dem vierten Reich.
Trotz allem und obwohl es schwerfällt: kein Schreibverbot in bezug auf Death Metal, nicht einmal für komplette Ignoranten wie Herrn Klingelschmitt. Axel Ballreich,
Concertbüro Franken,
Nürnberg
Wie lange noch müssen MusikjournalistInnen die gedruckte Inkompetenz sogenannter „besorgter, kritischer“ KollegInnen und „besserer“ SozialpädagogInnen ertragen. Klaus-Peter Klingelschmitt wie auch Frau Jenal vom Verein für „Friedenserziehung“ argumentieren im Artikel ähnlich wie die faschistoide Gruppierung „Patrioten für Deutschland“. Unsere Jugendlichen müssen vor Heavy Metal geschützt werden, am besten verbiete man diese Musik. Das hatten wir schon einmal. Kennt denn die Linke ihre wirklichen Gegner nicht mehr, ist die Ursachenforschung für den erstarkten Rechtsradikalismus und Rechtsterrorismus nicht mehr Mühe wert als Herrn Klingelschmitts Zeilen?
Ich arbeite seit über vier Jahren als Musikjournalistin bei Radio Z in Nürnberg, einer bekanntlich links- alternativen Radiostation. Jede Woche erklingt im Frankenland über drei Stunden Death-Metal, werden Interviews mit eben diesen Bands gesendet. Die Schere im Kopf funktioniert bei uns schon ziemlich gut, weil die Linke mit harter Musik, die nicht von Friedfertigkeit besoffen in ihren Ohren klingt, umgehen kann. Und weil kritische Linke die besseren Argumente auf ihrer Seite wissen als Jugendliche, die sich gerade politisch orientieren wollen. [...] Hanna Kress, Nürnberg
Es erstaunt und bestürzt mich (einen 17jährigen Gymnasiasten und begeisterten Heavy-Metal-Fan) immer wieder (besonders in bezug auf Ihre von mir ansonsten sehr geschätzte Zeitung), daß das durchaus brisante Thema Heavy Metal von vollkommen unqualifizierten Leuten öffentlich behandelt werden kann. Im Falle des besagten Artikels zeigt sich ein Mangel an Fachkenntnis gleich an mehreren Stellen: Die Überschrift „Death Metal...“ steht in geradezu peinlichem Gegensatz zu dem Beginn des Artikels „Die Gruppe Slayer...“ Jeder auch nur halbwegs Informierte (als den man Herrn Klingelschmitt anscheinend nicht bezeichnen darf) weiß, daß Slayer unter keinen Umständen als Death Metal-, sondern als Thrash-Band gelten, was einen nicht ganz unwesentlichen Unterschied darstellt (für Kenner jedenfalls). Das Erwähnen einer Gruppe namens Mindfu(n)ck führt schließlich zu einem Eigentor von Herrn Klingelschmitt, da eine Band dieses Namens nicht existiert. Die Band Mindfunk spielt sogenannten Funk Metal (daher Mindfunk und nicht Mindfuck) und kann somit erst recht nicht dem Death Metal zugeordnet werden. [...]
Wenig glaubwürdig erscheint dann auch das Zitat von Christa Jenal, laut derer Heavy Metal ein Sprachrohr „faschistischen, rassistischen und sexistischen Gedankenguts“ darstellt. Frau Jenal (oder der Verfasser) hält es nicht für nötig, derart schwerwiegende Anschuldigungen auch nur durch ein einziges Beispiel zu begründen. Geradezu komisch, weil widersprüchlich, ist zusätzlich die Forderung der Vorsitzenden des Vereins für Friedenserziehung im Saarland, „im Interesse einer lebendigen Jugendkultur“ ein generelles Auftrittsverbot von Death Metal-Gruppen zu prüfen. Es gibt Menschen (vorwiegend natürlich Jugendliche), für die Death Metal einen wichtigen Kulturbestandteil — zum Beispiel als Ventil für angestaute Aggressionen — darstellt (auch wenn sich das Frau Jenal nicht vorstellen kann). Wie also könnte ein solches Verbot im Interesse einer allgemeinen „lebendigen Jugendkultur“ stehen?
Man kann sicherlich nicht abstreiten, daß es bestimmte Gruppen im breiten Heavy-Metal-Spektrum gibt, die in ihren Texten neofaschistische Gedanken zum Ausdruck bringen. [...] Als ausgesprochen undifferenziert und engstirnig sehe ich es jedoch an, die Fehltritte solcher Bands auf die gesamte Metal-Szene zu übertragen. Man könnte ja auf der anderen Seite feststellen, daß Bands wie Metallica, Artillery oder Running Wild ausgesprochen antifaschistische Texte schreiben (siehe in den Anti-Kriegs-Songs „Disposable Heroes“, „Bombfood“ oder „Bad to the Bone“) und daraus den Schluß ziehen, Heavy Metal sei eine eindeutig pazifistische Musikrichtung. [...] Roman Guski, West-Berlin
1.Eine Stellungnahme zu dem Magazin 'Rock Hard‘: Es ist kein Magazin von Konzertveranstaltern, sondern ein Magazin, das aus dem Untergrund entstanden ist und in letzter Zeit versucht, Konzerte zu fairen Preisen zu organisieren. Es wäre vielleicht ratsam gewesen, der Redakteur hätte dieses Magazin einmal gelesen, dann wäre ihm vielleicht aufgefallen, daß die Redakteure dieser Zeitschrift sich über ihre Artikel Gedanken machen und zu problematischen Themen ihre (nichtfaschistischen!) Kommentare geben. Und daß es hin und wieder zum diesem Thema Diskussionsrunden gibt. [...]
2.Zu den Ausschreitungen in Jena: Ich habe da etwas andere Darstellungen gehört. [...] Die Sache war die, daß eine Horde von Skinheads die Halle stürmte beziehungsweise die Fans vor der Halle zusammenschlugen. Die Ausschreitungen gegen Asylbewerber ging auch auf die Rechnung der Skinheads. Wer Metalfans von Skinheads nicht unterscheiden kann, sollte einen Blindenhund beantragen!
3.Zu den genannten Bands: Slayer gehören auch unter Fans, was Texte betrifft, zu umstrittenen Bands. Aber Kerry King (einer der Textschreiber von Slayer) hat in Interviews klar gesagt, daß er nur den Zustand unserer Gesellschaft und die Gewalt in unserer Welt beschreibt und keineswegs anpreist oder verherrlicht. [...]
Daß es auch „schwarze“ Schafe gibt, möchte ich gar nicht abstreiten, aber dazu sollte man differenzieren können. [...] Ulf Hildebrandt, Oberstenfeld
[...] Es ist kein Ausdruck von Progressivität mehr, 1992 von Rock und Rockern zu schreiben und aus einem elitären Winkel heraus Heavy Metal zu verpönen. Im Metal-Bereich heißt das dermaleinst „Banger“ oder „Deather“, und dieser unsägliche „Heavy Metal“ hat nicht mehr als das Stammwort mit dem Death Metal gemein; mit dessen Nebenform, dem Grindcore, gar nichts.
Ließe sich solches Setzen falscher Termini noch als krampfhaftes Suchen eines alternden Journalisten nach einer Sprache für ein modernes Thema übersehen, so wird es fatal, wenn eine Richtung mit dem Zitieren von Vertretern aus anderen Richtungen diskreditiert werden soll. Slayer, Mindfu(n)ck und Gwar sind mehr oder minder deutlich nicht dem Death Metal zuzurechnen!
Der Sense das Blech verbogen hat allerdings das, daß gerade eine ideologisch so aufrichtige Gruppe wie Napalm Death undifferenziert unter neofaschistischen Gesichtspunkten geschmäht wird. Neben dem, daß sich Napalm Death als Grindcore- Band verstehen, dürften sie wohl einen etwas steinigeren Weg gewählt haben als ein Klingelschmitt und eine Jenal, die sich in kollektiver linker oder grünalternativer Geborgenheit parabourgeois gebaren und wie ihr rechtes bürgerliches Pendant hysterisch gegen alles keifen, was dazu angetan ist, eine anzuzweifelnde Haltung zu verblenden. Napalm Death, aus ärmlichen Verhältnissen englischen Kohlen- und Montanproletariats, haben nicht nach Popularität im Rahmen einer lebendigen Kulturszene getrachtet — die mit einem Peter Gabriel und Live-Aid-Zinnober vermutlich irgendwo anfängt und mit einem Elvis Costello vielleicht irgendwo aufhört und hier und dazwischen nichts als kommerzsüchtige, nicht zu einer Identifikation taugende Glamourheiner hergibt —, sondern ihren Unmut über ihre eigene soziale Situation sowie der globalen Endzeit mit adäquater Härte herausgebrettert und -gegrunzt. Avantgardistisch und eindeutig auf linker Ebene! Angefangen zu einer Zeit (1987/88) als ein Musiker gewiß noch kein Kalkül hegen konnte, mit Grindcore einmal den großen Reibach zu machen, was bei den wenigsten Deathern und Grindern überhaupt Motivation ist.
Wenngleich ein erklärter sozialkritischer/politischer Anspruch von Napalm Death oder auch Massacre oder, sofern mensch sie zum Death- Metal-Spektrum rechnen will, Sepultura (soziokulturelles Umfeld in den Slums Rios, die gemeinhin keine Neonazis hervorbringen) sicher eher die Ausnahme ist, dann hat die Entfaltung von Death Metal und Grindcore als fahle Blüte auf den erhobenen Zeigefinger der Apokalypse allemal ihre Berechtigung. Und es geht in Ordnung, wenn im Wunsch nach Erneuerung Preßlufthämmer verlost werden oder zum Auslöschen der maßgeblich für die Mißstände dieser Zeit verantwortlichen USA aufgerufen wird. Symbolisch![...]
Den Jugendlichen oder auch Erwachsenen in ihre Hörbevorzugungen durch Zensur und Verbote einzugreifen, käme bei den authentisch häßlich und nekrophil die Realität reflektierenden Death Metal/Grindcore einem Zuhalten der Ohren gleich. Einem Verneinen nach konservativem Muster, nachdem es eigentlich kein Drogenunrecht, keine Umweltzerstörung, keine „Harmony Corruption“ (ebensfalls Zitat Napalm Death), keine sozialen Ungerechtigkeiten etc. gibt. Es wird letztendlich so sein, daß diese Gesellschaft soviel Unlauteres zu verbergen hat, daß sie es nicht darauf ankommen lassen möchte, ob ihre Jugend noch hinter ihren Werten stehen würde, wenn man sie ungesteuert eine Meinung bilden ließe. [...] Harald Winter-Minkoley,
Nürnberg
[...] Von der Bedeutung von Punk und Heavy Metal für die Jugend(protest)kultur der letzten zehn Jahre hat Klingelschmitt nicht die Spur einer Ahnung: Ideologisch spiel(t)en vor allem im Punk anarchistische, antikommerzielle Einstellung, Ablehnung von Fleischkonsum, die Solidarität mit Hausbesetzern etc. eine wesentliche Rolle. Aus dieser Szene kam ursprünglich auch ein Teil der heutigen Death Metal-Gruppen: Gruppen wie Napalm Death traten als Vegetarier auf, sangen gegen „Multinational Corporations“, forderten „Practise what you preach“ waren also eine perfekte linksradikale Anarcho-Combo. Die Gruppen, die eher aus der Heavy- Metal-Szene kamen, legten den Schwerpunkt eher auf Symbole von Aggression und Zerstörung und sangen über den Tod, Teufel und mittelalterliche Pestbeulen. Dahinter steht letztlich jedoch nicht vielmehr als eine gesangliche Unterstreichung der musikalischen Botschaft (auch wenn bei amerikanischen Bands wie Slayer das politische Bewußtsein oft gering ist und einige Kids dazu neigen, die Satanismus-Verarsche wirklich ernst zu nehmen).
Außerdem scheint mir das drastische Bild der Apokalypse zur Beschreibung der herrschenden Zustände gar nicht mal so falsch. Sowohl im Hardcore-Punk als auch im neueren Metal passiert dieses Spiel mit zerstörerischen Symbolen aus gutem Grund: 1. Diese Gesellschaft ist brutal (Slogan der Gruppe Death: „Reality is brutality and brutality is DEATH“). 2. ist Aggressivität und Konfliktbereitschaft als Haltung eine wichtige Voraussetzung zur Kritik des Bestehenden und für Hörer wie mich Ausdruck einer Sehnsucht nach Abgrenzung und einer Art „Gegenkultur“. Das Konzept ist trotz mancher Mißverständnisse in der Regel nicht menschenfeindlich-faschistisch, sondern ähnelt eher den zerstörerischen Visionen der Einstürzenden Neubauten — frei nach dem Motto von Horkheimer(?), „Der destruktive Charakter kennt nur ein Ziel: Platz schaffen!“ [...] Christian Just, Bremen
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