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Abpfiff einer Fußballserie

(Letzte Folge: Unser Boß ist eine Frau, Elfmeter (11), ZDF, 20.50 Uhr) — Seit den letzten Tagen des legendären Fußballtrainers Wulf haben die Ledernarren warten müssen auf die Auferstehung des Allerheiligsten als Fernseh-Epos! Das ZDF hat es nun in den vergangenen fünf Wochen möglich gemacht mit einer Produktion des britischen Qualitätssenders Channel Four, die zwar nicht die Bundesliga, doch immerhin das bewegte Schicksal eines englischen Zweitligisten thematisierte.

Da ist also dieser namenlose Club, der, wie das Clubs so an sich haben, nach oben will, und das möglicherweise heute abend auch schafft. Und wir kriegen mit, was für eine verflucht harte Arbeit das ist, für einen solchen Durchschnitts-FC zu spielen oder in leitender Funktion zu arbeiten, und wie wenig das mit jener Glamourwelt zu tun hat, die man in einschlägigen Postillen und sämtlichen Fernsehsendern erschaffen hat.

Fußball spielen, ob in Bolton, Blackpool, Blackburn und Burnley oder auch in Bochum hat auch heute noch den Geruch der Kohlebergwerke an sich. Will sagen: Harten Jungs beutet man die Körper aus, je heftiger, desto weniger sie Fußball spielen, und wenn sie nicht mehr können, kommen die nächsten dran. Das ist realistisch. Und daß der Clubpräsident ein hirnloser, geiler Sack ist, den es folgerichtig in die Politik drängt, und Starspieler Charlie O'Keefe einer, der in Vincent van Gogh einen holländischen Mittelfeldspieler vermutet, mag beides als korrekte Typisierung durchgehen, solange in der realen Szene keine Leute bekannt werden, auf die jene Attribute nicht zuträfen.

Was aber wirklich an dieser Serie stört, sind die erbärmlichen Fußballer-Schauspieler, die unsportlich auf dem Rasen herumhüpfen und weder Vollspannschuß noch Außenristpaß überzeugend zu geben wissen.

Was uns zum schlechten Ende und zum Allerunrealistischsten bringt, der Hauptfigur, der Managerin Gabriella Benson (Cherie Lunghi). Viel in der Fußballweltgeschichte herumgekommen, haben wir doch nie und nirgends von einer Mannschaft gehört, die von einer Frau betreut worden wäre! Ach, das soll der Witz an der ganzen G'schicht'n sein? Das ist er! Aber bitte: Der Clubpräsident sieht's positiv, schließlich ist „eine Frau unter sich zu haben, eine Position, die sich jeder Mann wünscht“. Womit wir beim, hm, Humor wären, den die Fußballer verströmen. Ein englischer ist's, der, wie die ganze Sache, erst dann gewinnt, wenn man sich das Ganze (Zweikanalton macht's möglich) im Original antut. Ach ja: Beim VfL Bochum hieß man das bisweilen traurige Fernsehgekicke „wirklichkeitsnah“, und dort muß man es schließlich ja wissen. Peter Unfried

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