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300 Malocher überflüssig

■ Hamburger Hafen- und Lagerhaus AG kündigt Personalreduzierung im Stückgutbereich an / Schuld hat die Containerisierung / Konventionelles Frachtaufkommen sinkt weiter

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Konventionelles Frachtaufkommen sinkt weiter

Die Hamburger Hafen- und Lagerhaus AG (HHLA) ist mal wieder kräftig ins Schlingern geraten: Mindestens 300 der 2600 Arbeitsplätze sollen bis 1993 abgebaut werden. Betroffen ist vor allem der Stückgutbereich. Begründet wird die Personalreduzierung mit dem Strukturwandel im Hamburger Hafen. Der HHLA-Betriebsrat zeigte sich zwar über die Form der Ankündigung „überrascht“, glaubt aber nicht, daß es bei der Belegschaft zu „vehementem Widerstand“ kommt.

Nach Auffassung der HHLA- Bosse ist auch an dem stadteigenen Hafenmoloch der Strukturwandel der vergangenen Jahren nicht spurlos vorübergegangen. Es sei zunehmend ein Trend zur Containerisierung zu verzeichnen, die zu Lasten der koventionellen Verkehre gehe. Der Anteil von personalintensiven Stückgutverladungen seien in den letzten fünf Monaten um immerhin 12,5 Prozent gesunken, während der Containerumschlag im gleichen Zeitraum um 8,1 Prozent gestiegen sei.

Zudem verlagert sich nach HHLA-Angaben der konventionelle Umschlag am Kai oder Schiff zunehmend in große Containerpackstationen und Distributionszentren, die aus Kostengründen nicht mehr im Hafen, sondern im sogenannten „Speckgürtel“ in unmittelbarer Hafennähe angesiedelt seien. Als einen weiteren Grund für den Arbeitsplatzabbau nannte der HHLA- Vorstand die steigenden Personalkosten und die Tariferhöhungen um 6,4 Prozent, die nur zu einem geringen Teil an die Kunden weitergegeben werden könnten.

In der Arbeitsgruppe „K 2“ des Wirtschaftsausschusses hatte der Betriebsrat für eine Personalreduzierung im Grundsatz Zustimmung signalisert. Betriebsrat Wilhelm Harder: „Man kann die Augen ja nicht verschließen. Beim Gesamthafenbetrieb (HHLA-Konkurrent,

d. Red.) wird schon seit Wochen im Stückgutbereich kurzgearbeitet, während die HHLA noch 120 Männer eingestellt hat.“

Im Interesse aller Arbeitsplätze wertete Harder daher den Arbeitsplatzabbau als „vorbeugende Maßnahme“, damit der Umschlagsbetrieb nicht vollends ins Trudeln gerät. So war es nämlich Ende der 80er Jahre, als es plötzlich um 1000 Entlassungen ging und die Betriebsrenten nicht mehr gesichert gewesen waren. Harder: „Es wird keine Entlassungen geben, sondern es soll alles über Fluktuation und Vorruhestand abgewickelt werden.“ Kai von Appen

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