■ STIMMUNGSBILD: Olympia-Gegner schreiben an das IOC
Berlin. Jede neue Peinlichkeit der Olympia GmbH bestätigt ihre Kritiker. Deshalb hat die Anti-Olympia- Koordination (BAK) die IOC- und NOK-Mitglieder erneut in einem zweiten Offenen Brief über die negativen Auswirkungen und die mehrheitliche Stimmung der Berliner gegen die Spiele informiert. Mit der Bewerbung wÜrden angesichts der finanziellen und ökologischen Probleme Berlins die falschen Prioritäten gesetzt, heißt es im Brief der BAK. Berlin stehe Mitte der neunziger Jahre vor dem finanziellen Kollaps; wachsende Ausgaben für die Olympischen Spiele würden zu rigiden Einschnitten in das soziale Netz und die soziale Infrastruktur führen. Schon jetzt müßten Schulturnhallen aus baupolizeilichen Gründen geschlossen werden. Außerdem sei die Olympiabewerbung in keiner Weise finanziell abgesichert; Folgekosten des zweiwöchigen Kommerzspektakels seien noch gar nicht berücksichtigt. Ziel des zweiten Briefs sei es, erklärte die sportpolitische Sprecherin der Fraktion Bündnis 90/Grüne, Judith Demba, den IOC- und NOK-Mitgliedern ein Stimmungsbild über die Lage der Stadt zu vermitteln und sie über die wirkliche Situation in Berlin zu informieren. Die Berliner Anti-Olympia-Initiativen kritisierten auch das Fehlen eines angemessenen Geschichtsbewußtseins und das Sportverständnis der Olympia-Macher. Unsensibel werde an die faschistische Architektur der bestehenden Spielstätten angeknüpft. Berlin sei einfach der »falsche Ort zur falschen Zeit« für die Olympischen Spiele im Jahr 2000. Nach Auffassung des Generalsekretärs des Nationalen Olympischen Komitees für Deutschland, Walther Tröger, hat Berlin eine Chance bei der Bewerbung für die Ausrichtung der Spiele im Jahr 2000. Dem Deutschlandfunk sagte Tröger am Wochenende, es gebe keinen Grund, die Kandidatur vorzeitig zurückzuziehen.
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