: Spielball Asylrecht
■ Wedemeier hat Angst, den Promi-Zug zu verpassen
Bürgermeister Wedemeier hat in der Asylfrage kein gutes Händchen. Erst kurz vor der Bürgerschaftswahl hatte er sich den gesammelten Zorn von Bund und Ländern mit seiner Idee zugezogen, eine Änderung des Grundgesetz-Artikels 16 abzulehnen, Asylanträge in Bremen aber einfach auf eigene Faust wegen Überfüllung nicht mehr anzunehmen. Dann war lange Zeit nichts mehr von ihm zum Thema zu hören. Und jetzt schließt sich Wedemeier plötzlich dem Trick an, eine Änderung des Artikels 16 unter dem verdrucksten Motto einer „europäischen Harmonisierung“ zu befürworten.
Mit dem Flüchtlingsproblem hat das alles sowieso nichts zu tun. Denn Flüchtlinge werden — egal wie irgendein Grundgesetzartikel lautet — auch weiterhin ins reiche Deutschland kommen. Und sie werden hier bleiben, denn in der Heimat der meisten von ihnen toben Bürgerkriege, die eine Abschiebung auch ohne Asylrecht verbieten. Wenn Wedemeier jetzt plötzlich seine Meinung ändert, dann höchstens aus Angst, den Zug zu verpassen, auf den seine prominenteren Parteigenossen ohnehin längst aufgesprungen sind. Dirk Asendorpf
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