: Entlassungen bei Wilkens
■ Bremer Silberwaren verkaufen sich immer schlechter / Trotzdem 8% Dividende hier bitte das Foto mit dem Silberbesteck BITTE DEN SCHWARZEN RAHMEN STEHEN LASSEN!!!
Das 100-Millionen-Ziel hat die Bremer Silberwaren AG im Geschäftsjahr 1991 verfehlt. Mit 98,9 Millionen ist der Umsatz deutlich hinter den Erwartungen des Vorstands zurückgeblieben, erläuterten gestern die Vorstandsmitglieder Helmut Wilkens und Ulrich Aßmann bei der Vorstellung der Jahresbilanz. Die Folge: Bei Wilkens wird es Entlassungen geben. Um 20 Prozent sollen die Kosten für das gewerblich-technische Personal noch in diesem Jahr reduziert werden. Die Aktienbesitzer können sich dennoch freuen: der Konzern wird eine Dividende von acht Prozent ausschütten.
Eine Million Mark investierte das Unternehmen in einen Reinigungs- und Trocknungsautomaten, mit dessen Hilfe sich Poliermittel-Rückstände ohne Chemie entfernen lassen. Wie die Bilanz 1992 aussehen wird, wagt der Vorstand noch nicht vorherzusagen. Vorstandsmitglied Wilkens: „In diesem Jahr sind wir noch vorsichtiger als sonst.“ Auch im ersten Halbjahr 1992 sei das Geschäft hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Die gehobene Besteckkultur des traditionsreichen Bremer Betriebs scheint sich zur Zeit weder in den neuen noch in den alten Bundesländern gut zu verkaufen. Auch das Exportgeschäft ist mit dem Golfkrieg ins Stocken geraten. Für die verminderte Inlandsnachfrage macht der Vorstand die Steuererhöhung des letzten Jahres verantwortlich. „Zehn Milliarden Kaufkraft sind nicht zu unterschätzen“, meint Wilkens. Doch das Unternehmen hofft, daß die Milliarden, wenn sie den privaten Kosumenten erst wieder zur Verfüugng stehen, auch in Besteck umgesetzt werden.
Revolutionäre Neuerungen im Besteck-Design sind bei Wilkens nicht in Sicht. Vorstandsmitglied Aßmann: „Die praktischen Anforderungen an Besteck setzen enge Grenzen!“. Diese Erfahrung mußte Wilkens auch mit der vor einigen Jahren entwickelten fünfzinkigen Gabel machen. Owohl der französische Kulturminister damit tafelt, ist sie für Vorstandsmitglied Aßmann „kein Erfolgsmuster“. Weil vierzinkige Gabeln und Löffel ohne Löcher sich einfach bewährt hätten, versucht das Unternehmen nun, seine Bestecke zeitgemäßer zu präsentieren. „Die alte Mahagonitruhe zur Aufbewahrung silberner Bestecke ist out“, hat Aßmann erkannt. dir
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen