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Drogenstrich in der Sackgasse

■ Kleiner Pusdorfer Volksaufstand gegen Umzug des Drogenstrichs in den Hafen

In Woltmershausen kocht die Volksseele. Seit die Nachricht von einer möglichen Verlegug des Drogenstrichs von der Friesenstraße in den Hohentorshafen intern die Runde macht, formiert sich massiver Bürgerprotest. In einer Versammlung am Mittwochabend beschlossen 30 AktivistInnen von Beirat, der Initiative Pusdorf und Kaufleuten, gegen den möglichen Standort mit Unterschriftenlisten und Argumenten zu Felde zu ziehen.

Seitdem Innen- und Sozialressort über die Zukunft des Drogestrichs beraten, geistern die unterschiedlichsten Standorte durch die Stadt. Sicher ist bislang nur, daß die Drogenprostituierten zum Ende der Sommerpause aus der Friesenstraße vertrieben werden sollen. Nachdem der „reguläre“ Strich in der Cuxhavener Straße als Möglichkeit ausgeschieden ist, sind jetzt noch „zwei, drei Standorte in der Prüfung“ sagte gestern Hermann Kleen, Sprecher des Innensenators. Dazu gehören der Waller Holzhafen und die „Sackgassensituation in der Straße Am Hohentorshafen“, so Kleen. In den kommenden Wochen soll die abschließende Entscheidung fallen.

„Bei unserem Polizeirevier hat es eine Anfrage gegeben, ob dort der Hohentorshafen befürwortet wird“, erzählt SPD-Beiratsfrau Monika Göbel. „Das hat sich ganz schnell rumgesprochen.“ Beim Thema Drogenstrich reagiert mittlerweile die ganze Stadt allergisch: Mundpropaganda hat ausgereicht, um auch in der Urlaubszeit eine veritable Versammlung zusammenzubekommen.

Die Position der Pusdorfer ist klar: Sie wenden sich vehement gegen den möglichen Standort. „Das wäre weder für die Prostituierten, noch für uns gut“, kommentiert Holger Kühl, der für die Initiative Pusdorf auf der offenen Liste der FDP in den Beirat eingezogen ist. Woltmershausen ist nur über die Senator-Apelt-Straße oder durch die Bahnunterführung an der Woltmershauser Straße zu erreichen. Der mutmaßliche Standort würde bis in den vorderen Teil Pusdorfs nahe der Bahn ausstrahlen. „Da sind die Strukturen sowieso eher schwach, weil aus der Neustadt kaum Leute unter der Bahn durchkommen“, erzählt Kühl. „Das wäre ein sozialer Riegel und damit würde dieser Teil noch weniger attraktiv. Ich glaube nicht, daß die Strukturen dort das aushalten würden.“

„Das wird wohl weniger eine Verlegung, als vielmehr eine Verdoppelung des Strichs, mit der ganzen Sogwirkung“, meint Monika Göbel. Aber auf keinen Fall solle der Strich im Steintor bleiben, und genauso wenig wollen sich die Pusdorfer das Sankt- Florians-Prinzip vorhalten lassen. der Senat sei gefordert, nach anderen Lösungen jenseits der Verschiebung des Problems zu suchen. Nächste Woche wollen die 30 Pusdorfer Unterschriften im Stadtteil sammeln, die dann im Rathaus abgegeben werden sollen. Monika Göbel: „Nicht daß wir alles aufgedrückt kriegen, nur weil wir zu leise sind. Wir werden Front machen.“ J.G.

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