: Aus dem Innenleben der DVU
■ Gerda Bosecke, enttäuschtes Mitglied, plaudert aus der Frey-Partei
Es gärt in der Bremer DVU. Eine der Unzufriedenen ist Gerda Bosecke (65). Sie kam 1987 zur DVU. „Das ist hier in Bremen und im Umland eine ziemlich dumpfe Gesellschaft“, sagt sie heute. „Die Basis ist glaubenseelig. Sie glaubt so, wie ich es auch einmal getan habe, 1987. Ich habe dem Dr. Frey damals sehr viel Vertrauen entgegenbracht.“ Die Fraktionsvorsitzende Blohm sei geradezu „hörig“ gegeüber Frey. Und Ehrgeizig, machtbesessen.
Wie ist Gerda Bosecke zum rechten Lager gekommen? „Ich habe das erste Zeit das Material immer weggeschmissen, ich war so wütend, daß der Briefkasten inmmer voll war“, erinnert sie sich, „bis ich eines Tages dachte, ich muß den Scheiß doch mal lesen. Dann viel ausgerechnet das Wort Wiedervereinigung auf.“ Gerda Bosecke spricht von ihren persönlichen Gründe für dieses Engagement: „Ich habe in der DDR sehr viel schlimme politische Erfahrung gemacht, bin 1957 vor dem Stasi geflohen, durfte 34 Jahre die DDR nicht betreten, mußte meine Kinder zurücklassen.“
Der „Dröhnerei des Dr. Frey“ hat sie im ersten Jahr „wirklich geglaubt und war auch begeistert, bis ich die vielen Widersprüche feststellte“ und, entsetzt über das, was sie in der DVU erlebte, sich sich innerlich zurückzog. „Die DVU hat im Lande Bremen und Bremerhaven keine Struktur. Und so ist es überall.“
Oder zum Beispiel die Fraktion: Angeblich hat ja die Fraktion inzwischen ein Fraktionsbüro. Aber davon wissen Parteimitglieder nichts. „Politisches Verständnis haben sie nicht, das sieht man ja an den Reden, die sie halten. Bremen und umzu lacht ja bei diesen phänomenalen Reden, wenn man das am Radio hört.“
Das Finanzgebaren der DVU hat nicht nur den Bürgerschaftsvorstand gewundert, der inzwischen die Zahlungen eingestellt hat. Auch das einfache Mitglied Gerda Bosecke wundert sich: „Da werden Spenden gesammelt, aber keine Buchführung darüber gemacht. Ich bin selbst zugegen gewesen, weil ich 50 Mark erhalten habe, die ich dann zurückgegeben habe, da wurde nichts eingetragen. So wie das Geld auf dem Tisch lag, verteilte Klaus Blome die Spendengelder, ohne daß die überhaupt durch die Bücher gegangen wären, an die sogenannten Mitarbeiter.“
Was von außen immer vermutet wird, bestätigt Gerda Bosecke von innen: „Die Anweisung kommen alle aus München, sonst hätten wir den Herrn Eggers nicht dasitzen. Eggers tauchte auf, um die Fraktionsgelder zu holen und um Anweisungen zu geben und um uns zu kontrollieren. Das ist eine reine Kontrollkommission. Der wurde uns als Geschäftsführer vorgesetzt sowie alle anderen uns vorgesetzt wurden.“
Was die Arbeiterin Gerda Bosecke („Ich lasse mir von niemandem etwas vorschreiben“) besonders in Rage bringen kann: Die persönliche Glaubwürdigkeit. Die neue Fraktionsvorsitzende Marion Blohm war, so will Gerda Bosecke wissen, „mit einem Türken verheiratet gewesen und hat auch eine 16jährige Tochter aus dieser Heirat. Das hat sie selbst berichtet in angetrunkenem Zustand im Bus, da gibt es sehr viele Zeuge. Hier geht es um die Unehrlichkeit, selbst einen Kind das Leben geschenkt zu haben und dann im selben Atemzug gegen Ausländer vorzugehen.“ Blohms Eltern hätte das Sorgerecht bekommen. Marion Blohm leugnet das öffentlich. Bosecke: „Ich finden empörend, daß sie ihr Kind verleugnet.“ Und: „Wenn das die Basis gewußt hätte, hätte Dr. Frey sonst was machen können, dann wäre die nicht auf die Kandidatenliste gekommen.“ K.W.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen