: Sturm
Der Schnee sucht uns auf,
nimmt kleine Stücke von uns mit sich,
um Teil der Erde zu werden,
ein früher Tod und eine frühe Wiederkehr —
dem Ableben von Steuerakten gleich.
Und alles, was du sagen kannst, wenn du die Kolonnen
addiert hast: „Ich bin nicht ich selbst.“
Und alles, was du sagen kannst nach der langen Nacht
der Suche nach einem bestimmten Fetzen Papier:
„Es hat ihn nie gegeben.“
Und wenn alle Lampen brennen
und der Geruch des Eintopfs
dir die Treppe hinauf gefolgt und unter der Tür
deines Arbeitszimmers durchgeschlüpft ist:
„Die Laute erzählt die Geschichte
des Lebens, das ich hätte führen können,
hätte ich nicht...“
In meinem Arbeitszimmer, das nicht geheizt ist,
mitten im Januar, in den Hügeln
einer nördlichen Provinz — nur
die dünnen weißhaarigen Bände
mit Gedichten sprechen, ruhig, wie
ungefütterte Vögel bei einem nächtlichen Besuch
auf einer Katzenfarm. Und ein Flugzeug geht verloren
in einem Sturm passender Nadeln.
Der Schnee fällt, weit in das Innere.
(Aus: „Reckoner“, 1986)
Aus dem Amerikanischen von Joachim Sartorius
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