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Die Geschichte von Fluß

Es war ein Junge namens Fluß

stieg eines Tages an der rechten Seite aus dem Bett

also rannte er bis zum See

und sagte Entschuldigung, hab ich mich verirrt?

See sprach nicht Englisch.

Da ließ Fluß die Hosen runter

und pißte mitten in den See.

See scherte sich nicht darum, See

ist noch See, Fluß noch Fluß.

Am nächsten Tag stieg Fluß an der falschen Seite aus dem Bett,

Fluß sprang hoch, reckte sich, bis das Rückgrat knackte,

tat das gut! Und jetzt aufgepaßt — durch den Wald

auf einer wilden Jagd nach dem Leben, hält er vor einer

unwahrscheinlichen Hütte,

kriegt das Fell gegerbt, weil er den faulen Pfarrer

geweckt hat,

und auch der Bergmann auf Besuch plazierte mehrere ärgliche

Schläge unter den stolzen Ohrring des Kindes.

Die Welt kann ein verlogener und verrückter Ort sein für

einen Jungen namens Fluß.

Ein Mädchen namens Veronika See hatte es eine Zeitlang

richtig gut.

Dann wurde es immer schlimmer,

bis sie ihr Wichtigstes durchforschen mußten,

sie versuchten sogar, ihre Tiefe zu vermessen

mit Haken von der Größe eines Riesen, von der Norm

abweichend mit ungefähr 12 Geschichten.

Aber die Geschichte von Fluß war nur ein Tränentropfen,

ein Tautropfen von der Größe von

Chicago und seiner unendlichen Prärie aus Beton.

(Aus: „Riven Doggeries“, 1979)

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