: Du Stern in der Suppe!
■ „Die Hausmeisterin“ verabschiedete sich
Das Problem der Vorabendserien sind die Werbeblöcke. Schöner ist das Leben nie als in der Werbung. Wollen die Serien nicht völlig armselig und käsig aussehen, müssen sie sich dem flotten Schwung der Reklameclips angleichen. Gelingt natürlich nie; sparsam die Ausstattung, zweitklassig die Schauspieler, grobmaschig die Handlung, so langweilen sie den vorabendlich gereizten Zuschauer. Lichtblicke sind selten.
Ein solcher verabschiedete sich nun mit den „Geschichten aus Haidhausen“ von Cornelia Willinger. Von vielen Seiten hochgelobt und gepriesen, durften wir uns die letzte Folge nicht entgehen lassen. Und siehe da: Das Leben kann noch schöner sein als in der Werbung. Noch ein bißchen bunter die Farben, um einen Tick besser ausgeleuchtet, die Kamera etwas froschäugig dem Geschehen folgend. Man reibt sich unwillkürlich die Augen. Alles ein bißchen zu schön, zu flott, zu schräg. Die Dialoge so hanebüchen pointiert, daß wir uns ein albernes Kichern nicht verkneifen können. „Du bist der Stern in meiner Nudelsuppe!“ Plötzlich und schmerzhaft die eingestreuten Erkenntnisse: „In Italien gibt's koa Dackel.“ Süße Erinnerungen an „Kir Royal“ und den „Monaco-Franze“. Und tatsächlich tritt uns auch hier Helmut Fischer entgegen als schlamperter Galerist. Nicht einmal in einsamer Größe, durchaus ebenbürtig sind seine Kollegen, bis hin zu Jochen Busse, der einen Yoga-Auftritt im Hinterhof hinlegt. Ausgetüftelt auch diese Szene, Tai Chi und die fünf Tibeter weisen den Weg zu neuen Grenzen und ins nachbarliche Bett.
Die Handlung hier auszubreiten, führte zu weit, zumal in der letzten Folge nur die losen Fäden zusammengestrickt wurden. Das Personal agiert auf dem hohen Klischee-dynamischen Standard, der uns immer wieder zur „Lindenstraße“ treibt. Die junge Mutter in der Frauengruppe; die Bankangestellte Ilse verhökert leidenschaftlich Wertpapiere unter ihren Bekannten; der Künstler malt Gartenzwerge an; die Hausmeisterin kauft sich mit ihrem griechischen Freund ein Häuschen im Grünen, kehrt dann aber ins geliebte München zurück.
Der Werbung ein Schnippchen zu schlagen, ist ein seltenes Verdienst. Wer, wie die Rama-Familie, am Frühstückstisch tafelt und sich dabei noch zu irrwitzigen Dialogen aufschwingt, dem gebührt Achtung und Ehre. Wir fragen uns bloß, warum sich immer die Münchner in diesen Lichtblicken sonnen können, die Berliner aber weiterhin als graue Mäuse durch Vorabendprogramme huschen. Olga O'Groschen
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen