: Butterkuchen & Uhu bei Fockes
■ Ein Hauch von Mittelalter: Kinder basteln bunte Hauben aus Kreppapier
Der Geruch nach Uhu und Butterkuchen liegt über den Räumen des Fockemuseums: 250 Kinder belagern Tische mit Kreppapier, Wachsmalstiften und Tortenspitzen. Batterien von Klebeflaschen stehen bereit. „Den Hut muß Mama zur nächsten Beerdigung anziehen“, sagt Anna, die eben aus schwarzem Kreppapier eine plustrige mittelalterliche Haube bastelt. Doch der schwarze Trauerflor, mit dem sie die Haube gerade schmücken wollte, gefällt ihr nicht mehr: „Da muß was Buntes dran, sonst sieht das nicht aus.“
Anna und ihre Freundinnen Lene und Ina haben im Focke- Museum beim Feriensuchspiel „Kragen und Litzen — Westen und Spitzen“ mitgemacht. Goldfäden, Samtbänder und Spitzen hatten sie auf Bildern des mittelalterlichen Bremens gesucht und gefunden. 270 der 400 Kinder, die sich am Suchspiel beteiligt hatten, lud das Focke-Museum gestern zu einem Kinderfest ein: Jetzt können sie basteln, was sie auf den Bildern gesehen haben. Mit Lineal malen sie lange gerade Linien auf Matrosenkragen und kleben mühevoll bunte Rosen aus Kreppapier auf Ordensbänder. „Ahoi“ grüßt eine kleine Matrosin.
Schon nach kurzer Zeit bewegen sich die Kinder ganz selbstverständlich durch die Museumsräume. Hoch erhobenen Hauptes präsentieren sie ihre selbstgebastelten Flügelhauben oder Schlummermützen, um den Hals tragen sie Kragen aus Tortenspitzen, vor der Brust einen Orden. „Wie eine Torte“ sieht sie aus, findet Marlene, die sich im Fenster spiegelt. Der Akkordeonspieler hat Mühe, die Kinder, die sich das Museum erobern, zu übertönen.
Mit viel Flitter haben vier Mädchen ihre blauen Flügelhauben verziert. Jetzt warten sie, daß sie am Schminktisch an die Reihe kommen. Weißen Puder und rote Bäckchen gibt es für die angehenden Hofdamen, zum Schluß noch einen Schönheitsfleck unter den linken Mundwinkel. Die Herren bevorzugen dünne Oberlippen- und Spitzbärtchen. Ein stolzer, zufriedener Blick in den Spiegel. Ob sie sich gefallen? Dumme Frage ...
„Jetzt siehst du beinah aus wie die Frau auf dem Bild“, sagt eine Helferin zu einem kleinen Mädchen. Aber die alten Bilder sind heute nicht so spannend: „Kein Bock“, sagt Anna, und Anja, die in 28 Tagen 13 wird, ist hier, „weil ich einen Preis kriegen will.“ Die Litze, die sie sich eben gebastelt und mit viel Glitter verziert hat, „sieht aus wie von Barbie“, findet sie und dreht sie etwas unschlüssig in der Hand.
75 Preise hat das Focke-Museum verlost: Gürtel, Kappen, Haarbänder. „Die Preise sollten auch ein bißchen zu unserem Suchspiel passen“, erläutert Regina Bruss, die Leiterin der Abteilung Museumspädagogik. Doch einstweilen vertreiben sich die Kinder im Hof die Zeit mit Stelzen, Reifen und Seilen. Und natürlich mit Butterkuchen Cola und „Eis aus dem Mittelalter“. dir
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