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Nacht, Blues und BHV

■ Erste Bremerhavener Bluesnight / Heute Fortsetzung mit R & R im Kito

Daß die Bremerhavener herbeigeströmt kamen, kann man nicht gerade sagen. Als die Bluesnight am Samstag abend um 19 Uhr begann, verloren sich die wenigen BesucherInnen fast in der geräumigen Stadthalle, und die erste Band mußte noch gegen die Garagenathmosphäre der Betonarchitektur anspielen. Die angekündigte Sue Foley war kurzfristig abgesprungen, aber das ersatzweise spielende Trio Lucille & Bigfoot erledigte diese etwas undankbare Aufgabe mit einem sehr kräftigen, grob klingenden Electic Blues, der die Nervenenden des Publikums für die kommende lange Nacht genau passend bloßlegte. Beim Auftritt von Lonnie Mack und seiner Band war die Halle schon etwas besser gefüllt — mit letzlich etwa 1.100 Besuchern wurde es nie eng im Innenraum, aber das Festival ist wohl auch kein Fiasko für die Veranstalter geworden, sodaß dies womöglich der Start einer alljährlichen Instituition war. Lonnie Mack gelang es dann auch schon mit seinen rauhen Gitarrenphrasierungen, die an die goldenen Zeiten der Rockgitarristen erinnerten, für ausgelassene Stimmung zu sorgen. Mack, sein Pianist Danzil Rice und Bassist Hoy Lindsay sind im Legenden entsprechenden Alter, und sie spielten die Blues Rock Klassiker wie „Memphis“ oder „Chicken Pickin“ zwar lakonisch und ohne ins Schwitzen zu geraten, aber dennoch mit soviel Spielwitz und Gefühl, daß viele Fans bald ausgelassen vor der Bühne tanzten.

Dough MacLeod und seine Band aus Kalifornien konnten mit ihrem funkigen, fast filigran gespielten Westcoast Blues die gute Stimmung halten. Und nach ihrem schwungvollen Set gelang ihnen auch die schwierige Aufgabe, ohne eine Gelegenheit zu Proben Jimmy Witherspoon kompetent zu begleiten.

Zuerst verließ sich der alte Gentleman im makellosen schwarzen Anzug vielleicht ein wenig zu sehr auf seinen Status als Legende. Er mäkelte an der Band herum, überließ ihnen in langen Solopassagen den Großteil der Arbeit und schaute schon nach fünf Minuten auf seine Uhr. Aber im Laufe des Sets wurde er immer lebendiger. Im Vergleich zu seinem Auftritt auf der diesjährigen Breminale sang er viel souveräner und mit mehr Gefühl, und obwohl er gleich zu Beginn des Sets angekündigt hatte, seine 45jährige Bühnenkarriere in 35 Minuten abzuhandeln, war sein Auftritt schließlich mit einer knappen Stunde sogar länger als geplant.

Nach „Spoons“ langsamen Bluessongs rissen die Big Town Playboys das Publikum um Mitternacht nochmal von den Sitzplätzen. Die ausgelassene Rock 'n' Roll Band brachte mit dem Sound und den Bühnenshoweinlagen der 50er Jahre beste Partystimmung. Auch wenn viele nicht mehr blue, sondern schon blau waren, kippte die Atmosphäre der Bluesnight bis zuletzt nicht um, und die Playboys hielten mit einer fast zwei Stunden langen Schau erstaunlich viele Zuschauer in ihrem Bann. Das leuchtendrote Jackett des Pianisten und Sänger Mike Sanchez, seine wild rollenden Augen, ausgeflippten Gesten, und die komisch/unartige Stimme waren Bühnenentertainment at its best. Und die Band mit zwei Bläsern und einem Bassisten, der zum Teil auf seinem Kontrabass liegend spielte, klang und gebärdete sich ebenso hemmungslos wie Sanchez. Kurzfristig haben die Big Town Playboys noch einen weiteren Auftritt in Bremen eingeschoben: Morgen um 20 Uhr im Kito.

Willy Taub

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