piwik no script img

Hilfe in Wohnungsnot

■ Wohnungshilfe betreut 120 Mietverhältnisse

Ein Geburtstagskind wäre zu feiern: Der Verein Wohnungshilfe wird 10 Jahre alt. Doch ob das Jubiläum wirklich ein Grund zum Feiern ist, wissen die Beteiligten selbst nicht genau. „Wohnungsnot ist ein Indikator für Armut“, sagte Sozialsenatorin Irmgard

Ein Fall für die „Wohnungshilfe“F:K. H.

Gaertner in ihrer Geburtstagsrede: „Wohungsnot ist für manche eine Katastrophe, manche betrifft sie überhaupt nicht und manche verdienen Geld daran.“

Ludwig Busche, der stellvertretende Geschäftsführer des Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverbandes erinnerte daran, daß das Recht auf Wohnung in der UN-Menschenrechts-Charta als Grundrecht geführt werde. Und die BRD, eines der reichsten Industrieländer der Welt,leiste sich Obdachlose“.

Der Verein Wohnungshilfe ist für die da, für die Wohnungsnot eine Katastrophe ist. Diejenigen, die auf dem privaten Wohnungsmarkt überhaupt keine Chance mehr haben: Strafentlassene, Süchtige, AIDS-Kranke, aber auch alleinstehende Mütter mit Kindern. In den zehn Jahren seines Bestehens hat der Verein 500 Menschen eine Wohnung beschafft und 2.500 beraten, berichtet Vereinsvorsitzender Christoph Kolkmann. 35 Junkies und Ex-Usern hat der Verein in diesem Jahr eine Wohnung vermittelt. Und weil es auch für die Wohnungshilfe immer schwieriger wird, Wohnungen für ihre Klientel zu finden, und weil Makler auch für schlechte Wohnungen horrende Mieten und Courtagen verlangen, hat der Verein aus Versteigerungen eigene Häuser erworben und instand gesetzt. In einem Sonderfonds „Sozial Wohnen“ verfügt er jetzt über 765.000 Mark, die für den Kauf und den Umbau von Häusern zur Verfügung stehen. Der Fonds wird durch Spenden der Wirtschaft,

von Privatpersonen, der öffentlichen Hand, und gemeinnütziger Organisationen getragen.

Was die Vermittlung von Wohnungen betrifft, habe der Verein also mittlerweile „Professionalität erreicht“, berichtet Kolkmann, doch die personelle Kontinuität fehle. Bis auf eine Stammkraft arbeite der Verein nur mit Honorar- oder ABM-Kräften. „In 10 Jahren haben wir 50 KollegInnen verschlissen“, sagt Kolkmann. Und der Verein kann längst nicht immer helfen: 600 Anfragen bekam er in diesem Jahr, 120 Mietverhältnisse kann er nur betreuen.

Feste Stellen kann auch die Sozialsenatorin dem Verein an seinem Geburtstag nicht versprechen. Statt dessen beließ sie es bei schönen Worten und schenkte ihr „Versprechen, daß ich das Meine dazu tun werde, daß der Verein auf stabileren Füßen steht.“ dir

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen