Ein paar Tage für Angola

■ Die Welt muß die nächste Woche anstehenden Wahlen vor dem Scheitern bewahren

Ein paar Tage für Angola Die Welt muß die nächste Woche anstehenden Wahlen vor dem Scheitern bewahren

Scheitert der Friedensprozeß in Angola noch vor seiner entscheidenden Hürde? Die neueste Zuspitzung zwischen der regierenden MPLA und der langjährigen Bürgerkriegspartei Unita läßt nichts Gutes erhoffen. Die militärische Konfrontation um einen Flughafen und der Abbruch der zwischenparteilichen Kontakte machen deutlich: der seit über einem Jahr auf dem Papier herrschende Frieden ist noch längst keine Realität.

Die Befriedung dieses bitterarmen, durch jahrhunderterlange Kolonisierung und jahrzehntelangen Krieg ausgelaugten Landes braucht mehr als einen Wahlgang. Benötigt werden massive Investitionen des Auslands, die über die Ausbeutung der reichlich vorhandenen Ölquellen und Mineralienbestände hinausgehen und einen echten Wiederaufbau ermöglichen. Zur Zeit warten die Investoren auf die für Ende diesen Monats angesetzten Wahlen und — hinter vorgehaltener Hand — auf einen zukünftigen Staatspräsidenten namens Jonas Savimbi, der von den USA lange finanzierte Unita- Führer. Im Hinblick auf den internationalen Wunsch nach Stabilität haben sich die beiden einstigen Bürgerkriegsparteien bereits auf eine Regierung der Nationalen Einheit verständigt, auch um Störenfriede effektiver ausschalten zu können.

Aber kurz vor den Wahlen scheint das Einvernehmen nun zerbrochen. Die Unita könnte nun bei einem weniger als überwältigenden Sieg oder gar bei einer durchaus möglichen Niederlage Wahlfälschung konstatieren — angesichts der schlechten Vorbereitung nicht ganz zu Unrecht — und wieder zu den Waffen greifen. Die nach dem Ende des Ost- West-Konflikts aufgebrochene Chance, aus dem Systemkonflikt gespeiste Stellvertreterkriege in der Dritten Welt zu beenden, wäre damit in Angola gescheitert. Die Supermächte hätten zwar ihre Hände reingewaschen — aber das Ergebnis wäre lediglich eine Verlagerung der Verantwortung auf die Angolaner selber. Und für die erneute Konfliktregelung wäre dann die überlastete UNO zuständig.

Diese Perspektive ist nicht glücklich. Wer soll die Verantwortung für den Frieden in Angola übernehmen, wenn nicht diejenigen Länder, die jahrelang auf seinem Staatsgebiet Krieg geführt haben — USA und Südafrika, die Sowjetunion und Kuba? Eines dieser Länder gibt es nicht mehr, zwei andere versuchen, ihre ehemalige Rolle zu vergessen, die USA wenden sich nach innen. Aber wenigstens für die wenigen Tage, die noch bis zu den Wahlen verbleiben, ist internationale Aufmerksamkeit in Form klarer Bedingungen für die Zusammenarbeit mit Angolas nächster Regierung vonnöten: Geld für ein Unita-geführtes Kabinett nur, wenn die Organisation ihre Provokationen aufgibt. Die Zukunft eines Landes steht auf dem Spiel. Dominic Johnson