: Ende der Schulderberatung
■ Seit 1. Oktober nur noch Abwicklung
Die Schuldnerberatung in Bremen steht vor dem Aus. Damit ginge ein Projekt nach zwei Jahren zuende, das von alen Seiten als nötig anerkannt wird. Trotzdem ist es in höchstem Maße gefährdet, den Gang vieler sinnvoller Projekte zu gehen: Tod wegen finanzieller Schwindsucht.
Die Schuldnerberatung existiert in dieser Form seit Mitte 1991. Bei der Solidarischen Hilfe werden insbesondere Langzeitarbeitslose beraten, die in den Beruf zurückkehren wollen. „Aber wenn die neuen Arbeitgeber mitbekommen, daß diese Leute oft völlig überschuldet sind, werden sie gar nicht erst eingestellt“, erklärt der Projektleiter Florian Frerks den Sinn der Beratung. Die BeraterInnen helfen den Arbeitslosen, Ordnung in das für den Betrofenen oft undurchdringliche Dickicht aus Kreditverträgen zu bringen. Mehr als 600 Fälle wurden seit Gründung der Beratung Mitte 91 so bearbeitet. Wenn nicht das Arbeitsressort in seiner Haushaltsplanung für das kommende und das übernächste Jahr je die nötigen 250.000 Mark einplant, ist das am 1.Januar vorbei. „Schon seit Anfang Oktober nehmen wir keine neuen Fälle mehr an, sondern wickeln lediglich die Altfälle ab“, erzählt Frerks.
Vor vier Jahren hatte der Senat den Bedarf anerkannt. Vor zwei Jahren nahmen die BeraterInnen die Arbeit auf. Weil in der Stellenplanung voll auf befristete Stellen nach Bundessozialhilfegesetz gesetzt wurde, laufen jetzt alle Stellen auf einen Schlag aus.
Seit Anfang des Jahres gibt es Gespräche über die Zukunft der Schuldnerberatung. Frerks: „Alle sind dafür, aber alle sagen uns auch, daß erst im Herbst entschieden wird. Dabei geht es ja nur um Komplementärmittel von 50 Prozent, die andere Hälfte kommt von außen.“ Ende September hat der Verein einen Nachfolgeantrag gestelt und jetzt bleibt nur die Hoffnung auf den Segen aus dem Bremer Haushalt.
J.G.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen