: Eine ganz saubere Radkurier-Recherche
»Funk-Uhr« auf Fotojagd: Funkpilot soll gegen Bares ■ den rasenden Fahrrad-Rowdy mimen
Es ist schon ein Kreuz mit der Wirklichkeit. Nur in den seltensten Fällen ist sie so, wie wir Journalisten sie uns wünschen. Doch, auch das gehört bei manchen Kollegen zum Handwerk, man kann ja nachhelfen. Gerade wenn die Auflage sinkt, wie bei Springers Funk-Uhr der Fall, ist Phantasie gefragt.
Und was liest der autofahrende Funk-Uhr-Leser, durch ständige Forderungen nach Tempo 100, Fahrverzicht und PKW-freien Innenstädten gebeutelt, lieber als einen Report über seinen natürlichen Feind, den Radfahrer. Doch was tun, wenn sich nun auf den Straßen gar kein rasender Rüpel findet, der dem Klischee entspricht, sich gar als Fotomotiv eignet? Man engagiert sich einen. Wie? So:
Am Mittwoch dieser Woche bestellt das in Eimsbüttel ansässige Presseteam „Thomas und Thomas“ im Auftrag der Funk-Uhr einen radelnden Boten der Funkpiloten an den Gänsemarkt. Dort erfährt der geschäftsmäßige Radler, daß er nichts transportieren, sondern nur fürs Illustriertenfoto posieren soll.
Drei Aufgaben soll der Zweirad- Bote für den Fotografen von „Thomas und Thomas“ bewältigen: Falsch in eine Einbahnstraße einbiegen, durch die nahegelegene Fußgängerzone heizen und einmal voll Speed geben. Der Bote aber weigert sich, sich als Verkehrsrowdy ablichten zu lassen: „Mir wurde schnell klar, daß hier Bilder für eine Reportage über rasende Radfahrer gestellt werden sollten: Da mache ich nicht mit.“
Doch das hat der Bote anscheinend ganz falsch interpretiert. „Die Fotos sollten im Rahmen eines Berichts über den Service von Fahrradkurieren gemacht werden“, erklärt Wilhelm Rüger von der Fotoredaktion der Funk-Uhr den Termin am Gänsemarkt.
Merkwürdig nur: Der Funkpilot wurde vom Fotografen aufgefordert, seine Firmentasche, die ihn als Radkurier erst kenntlich macht, abzulegen. „Dieses Vorgehen verstehe ich überhaupt nicht“, ist Wilhelm Rüger irritiert. Warum der Kurier für die Kamera diverse Verkehrsregeln verletzen sollte, kann sich Wilhelm Rüger ebenfalls „überhaupt nicht erklären“. Wir auch nicht. Marco Carini
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