piwik no script img

Soundcheck: Maceo Parker / Omar / Ministry / Jalal Nuriddin

SOUNDCHECK

Morgen und Montag abend: Maceo Parker. Wenn Omar Duftseife ist, dann ist Maceo Parker Bimsstein. Der Brass-Leader von James Brown ist einer der mitreißendsten Regisseure des antiken Funk. Auf seinem letzten Hamburger Konzert beim Jazzport vor eineinhalb Jahren zerlegte der Saxophonist sein Publikum in Einzelteile. Noch Stunden später gab es Wiederbelebungsversuche unterm Zapfhahn. Das zu befürchtende Funk-Massaker im Glaskarton von Planten un Blomen läßt es für Herzschwache und Träger von Hühneraugen geraten erscheinen, zu Hause zu bleiben und auf James Brown zu warten. Als Vorgruppe wird der Soulciety-Act Rad. die Lunte legen. Auf ihrer aktuellen Veröffentlichung durchzieht die Keyboarderin mit ihrer Band die Annalen des Soul-Jazz mit Eigenkompositionen. tlb

Schöne Aussichten, 23 Uhr

Morgen abend: Omar. Omars Lieblichkeit ist steinerweichend. Folglich sind Herzen härter als Gesteine, denn Omars letzte Tournee mußte wegen mangelndem Interesse abgesagt werden. Nun nimmt der Talkin' Loud-Crooner einen zweiten Anlauf mit einer zweiten Platte im Gepäck. Im Gegensatz zu damals, wo Omar mit „There's Nothing Like This“ einen echten Soft-Hit in den Charts hatte, bleibt das neue Album allerdings einiges an Prägnanz schuldig und läßt es höchst zweifelhaft erscheinen, daß es diesmal klappen sollte mit Deutschland und Omar. Music, so der windstille Titel, klingt ein wenig wie die immerwährende Variation über ein Thema, ohne Kadenz und streng gezähmt. Vielleicht zu schön, um wirklich gut zu sein. tlb

Große Freiheit, 21 Uhr

Morgen abend: Ministry. Keine Angst vor bösen Männern? Vor gemeinen Sounds, triebtötender Lautstärke und Frequenzen, deren Aggressivität zum geistigen Ladenschluß führen? Ministry wollen wehtun, wollen in den Eingeweiden wühlen und wären dabei auch noch gerne politisch. Freunde haben sie damit viele gefunden. So viele, daß sie aus der Markthalle ins Docks umziehen mußten. Vielleicht nicht unbedingt ein Beleg für musikalische Klasse als vielmehr für einen geheimnisvollen Hohlraum unterm Brustbein, der bei Ministrys entscheidenden Frequenzen ein unbekanntes Wohlgefühl erzeugt. Oder für Verlassenheitsängste? tlb

Docks, 21 Uhr

Außerdem: Der Last-Poets-Weise Jalal Nuriddin (siehe großes Feature am Freitag in der überregionalen Kultur) beglückt morgen Barmbek (Zinnschmelze, 21.30 Uhr), in Alsterdorf veranstaltet das Behinderten-Musik-Projekt Station 17 ein Festival (ab 15 Uhr, Stiftung Alsterdorf, Hentrich-Saal) und in

1Altona singt das russische Ensemble Dimitri Pokrovsky (Fabrik, 21 Uhr). Die Getto Boys fallen erneut aus und The Legendary Pink Dots sind verlegt (5.11. Markthalle).

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen